Bielefeld (WB). »Wenn es irgendwann nicht mehr reicht, mit unseren Mitteln den Ligaverbleib zu realisieren, dann steigen wir eben ab.« Für diesen Satz vor Saisonbeginn hatte TSG-Chef Heinrich Rödding in Mannschaftskreisen barsche Kritik geerntet. Doch Röddings Worte sollten lange einen traurigen Nachhall erfahren. Bis in die Schlussminuten des letzten Spieltages der 3. Handball-Liga.

Ein finaler Akt des Willens hat gereicht, um allen Turbulenzen zum Trotz das Minimalziel zu erreichen. Die erste Missernte nach vielen Jahren des Erfolgs hinterließ Spuren. Keimende Unzufriedenheit des 1:15-Saisonstarts ließ die üblichen Mechanismen des Sports greifen – es wurde die Reißleine gezogen. Die Trennung von Aufstiegstrainer Helmut Bußmeyer Mitte November war ein einschneidendes Ereignis. Der hatte gerade das Heimspiel gegen Eintracht Hagen gewonnen, doch das waren nach elf Durchgängen erst die Punkte vier und fünf. »Der Druck aus Umfeld und Mannschaft war zu groß«, erklärt Geschäftsführer Mandred Quermann.

Angesichts einer fehlenden Hierarchie im Team war es die schwierigste Aufgabe des neu inthronisierten Gespanns Pierre Limberg/Martin Räber, »aus verschiedenen Charakteren und Einzelkönnern eine Mannschaft zusammenzuschweißen.« Die Werte-vermittlung des Retterduos lautete dabei: Leidenschaft entwickeln, die Nebenleute unterstützen. Räbers Credo: »Nur zusammen können wir etwas erreichen.«

Pierre Limberg resümiert anerkennend: »Wir haben uns selber aus einer Situation gezogen, in die wir uns selber reinmanövriert hatten.« Limberg beteuert, bis zuletzt »Leben« und »Feuer« in der Mannschaft registriert zu haben. Er räumt ein, dass die Aufgabe mit einem gewissen Risiko behaftet war. »Doch ich habe dieses Engagement als Chance gesehen und auch viel positives Feedback erfahren.« Erst am Samstag wieder wieder von Edewechts Coach Arek Blacha, der eine versierte System-Handschrift erkannte.

Die Nachverpflichtung des frechen Benjamin Richters (TG Lage) sollte sich als Volltreffer entpuppen. Süße Früchte trug ebenso die Maßnahme, mit der lernwilligen Mannschaft die Weihnachtsferien aktiv als Arbeitszeit zu nutzen. Insbesondere die Deckung, zeitweise die anfälligste der 3. Liga West, hatte Nachhilfe nötig. Verdienter Lohn: Die TSG schloss als achtbestes Rückrundenteam ab!

Was Martin Räber fuchsteufelswild machen konnte, war ungenügender Abstiegskampf wie das Hinspiel gegen Edewecht oder Gummersbach II. »Solche Punkte haben wir leichtfertig mit null Einstellung weggeschenkt.«

Pierre Limberg, der im Oktober mit dem Erwerb der A-Lizenz beginnt, bedankt sich bei der Mannschaft, »Co« Martin Räber, den Betreuern Heinz König und Helmut Seniuch sowie Physio Karsten Keller und wünscht seinem Nachfolger alles Gute. Der 37-Jährige wäre gerne geblieben, wechselt aber nicht im Groll zum Bezirksligisten TG Lage. Manches ist ihm freilich sauer aufgestoßen. Die TSG, urteilt er, habe sich jahrelang auf dem Erfolg ausgeruht, ohne diesen nachhaltig zu unterfüttern. Als gravierend hat er die mangelnde Kommunikation zwischen Vorstand und Spielern empfunden. »Das kenne ich von anderen Vereinen anders. Das hat auch was mit Respekt zu tun. Die Mannschaft spielt wohl in der 3. Liga, doch der Verein ist nicht so weit.« In Sachen Struktur müsse sich »rapide was ändern.«

Martin Räbers Tränen der Freude aus Edewecht sind inzwischen getrocknet. Er freut sich für die TSG über ein weiteres Drittligajahr, deutet rückblickend aber ebenfalls Situationen an, »die uns nicht unbedingt geholfen haben.« Quermann beteuert, dass Räber in die neue TSG »mit eingebunden werden soll. Er hat so viel Herzblut investiert. Auf sein Knowhow können wir nicht verzichten.«

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