Bielefeld (WB). Mit Eintracht Hagens Trainer Khalid Khan – seinem Ex-Coach, zu dem er ein freundschaftliches Verhältnis pflegt – war Florian Korte am Freitag zur Enervie-Arena angereist. Nach der 34:39-Pleite des Bielefelder Handball-Drittligisten trat der 1,98 Meter große »Halblinke«, der 2005 mit der A-Jugend der TSG Altenhagen-Heepen Westdeutscher Meister geworden war, im Wagen von TSG-Geschäftsführer Manfred Quermann die Rückreise an.


Korte hatte Bielefeld 2007 den Rücken gekehrt, um an der Sporthochschule in Köln Sportmarketing zu studieren. Das Projekt ist erfolgreich abgeschlossen: Der 25-Jährige hat seinen Bachelor-Abschluss. Auch handballerisch konnte er seither seine Karriere vorantreiben und ist über die Stationen TV Opladen und Leichlinger TV beim TV Korschenbroich zu einem Zweitliga-Shooter gereift. Im Januar stoppte ihn jedoch ein Kreuzbandriss; der TBV verlor für den Abstiegskampf seinen zweitbesten Schützen.

»Ich habe nur einen Wunsch: dass mein Knie weiter gut heilt und ich im Sommer wieder fit bin«, sagt Korte, der noch in Köln wohnt und sich jetzt für seinen nächsten Lebensabschnitt neu orientiert. »Da bin ich offen. Ich kann mir vieles vorstellen.« Eine Option ist die Rückkehr in den Bielefelder Raum. Gedankenspiele dafür loteten Quermann und Korte in den eineinhalb Autobahnstunden aus. Mehr nicht! Derzeit ist die TSG als »erster Ansprechpartner« noch weit entfernt von einer spektakulären Rückholaktion. »Wir verfolgen hier das Konzept, Spieler zu verpflichten, die Leistungshandball als Hobby ausüben«, betont Geschäftsführer Manfred Quermann. »Wir können und wollen niemanden holen, der das als Beruf ausübt.« Quermann und Florian Korte haben vereinbart, weiter in Kontakt zu bleiben. »Ich habe keine Eile und sehe das ganz entspannt. Vielleicht gelingt es dem Verein ja, ein passendes Paket zu schnüren«, kann sich der Hüne, der natürlich noch mit anderen Klubs verhandelt, eine TSG-Profession als spielender Sportmarketingfachmann durchaus vorstellen.

34:39. Direkter Vergleich futsch, das Polster auf Hagen auf zwei Zähler geschrumpft. Eintracht-Trainer Khalid Khan strahlte: »Wir haben gezeigt, dass wir am Leben sind. Ich hoffe, dass jetzt ein Schalter umgelegt worden ist.«

Daniel Meyer blickte in der Stunde der Schmach sofort nach vorne. »Dieser Spielausgang macht die Situation für uns nicht einfacher. Wir müssen uns wieder aufrappeln, den Kopf frei kriegen und ab Montag wieder angreifen«, appellierte der erneut starke Linksaußen.

Dass 34 Auswärtstore, die zweitbeste Saisonmarke, nicht zum Ausärtssieg reichten, lag an Hagens Willen (Spielertrainer Pierre Limberg: »Die wollten den Sieg mehr als wir«) sowie an der fehlenden Stabilität im TSG-Innenblock. »Da haben wir nicht gestanden, waren oft einen Schritt zu spät. Ein Knackpunkt«, monierte Limberg den Rückfall in alte Hinrundenzeiten. Pascal Welge, der 18 Bälle parierte: »Wir wollten uns nicht Hagens Tempohandball anpassen, haben es aber getan und dabei die Deckung vernachlässigt. Jetzt stehen wir wieder mehr unter Druck. Mal gucken, wie wir damit umgehen können.«

Hagens verschobene 5:1-Deckung verleitete die TSG im Angriff zu disziplinarischen Verfehlungen: zu wenig Bewegung, zu wenig Positionswechsel. Die zunächst effektive breit geführte Spielanlage wurde kontinuierlich eingestellt und auf die Mitte verlagert. Besser wäre gewesen, mehr mit Einlaufen, mit einem zweiten Kreisläufer zu operieren. Derweil Hagen durch Rückraummann Maciej Dmytruszynski oder Gegenstöße leichte Tire glückten (Michael Boy: »Die haben sich in einen Rausch gespielt«), schloss der Gast zu überhastet ab. Es fehlte der Druck aus dem Rückraum. Erneut lief Christopher Kunisch seiner Form hinterher. Limberg kritisch: »Wir brauchen ihn, und er weiß das. Doch ich sehe bei ihm nicht den Ehrgeiz, sich aus seinem Tief herausarbeiten zu wollen.«

In Bielefelder Reihen war ein Kräfteverschleiß war zunehmend sichtbar. Nach dem 28:28 (49.) wies der TSG-Auftritt konditionelle Mängel auf. »Wir müssen im Training jetzt die richtige Dosierung finden, dürfen dabei aber die Zügel nicht schleifen lassen und müssen konzentriert und mit Engagement in die Woche gehen«, sagt Limberg, der durchaus »Respekt« vor dem kommenden Gegner LIT Nordhemmern/Mdw. hat.

Somit musste die TSG auf eine besondere lukullische Prämie verzichten. Ex-Kapitän Johann-David Starck hatte aus Hamburg im Siegesfalle »eine Kiste Astra Rotlicht und eine Flasche Sambuca« in Aussicht gestellt.

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