Von Arndt Wienböker
Bielefeld (WB). Paukenschlag bei der TSG Altenhagen-Heepen: Helmut Bußmeyer ist nicht mehr Trainer des Handball-Drittligisten. Am Montagabend trennte sich der Verein von dem 52-Jährigen, der mehr als vier Jahre lang als Coach die Geschicke lenkte.

»Die Entscheidung ist uns nicht leicht gefallen, aber die Entwicklung in den vergangenen Monaten hat zu dem Entschluss geführt, jetzt andere Wege gehen zu wollen, um mit aller Macht den Klassenerhalt zu schaffen«, sagte TSG-Chef Heinrich Rödding. Co-Trainer Martin Räber und Kreisläufer Pierre Limberg sollen die Mannschaft nun aus dem Tabellenkeller führen.
Die Trennung von Bußmeyer sei keine »Kurzschluss-Handlung« gewesen, betonte Rödding. Zu den Gründen für die Entlassung sagte der Vorsitzende: »Es gab unterschiedliche Auffassungen von dem, was zu tun ist, um den Klassenerhalt zu schaffen.« Neben der unbefriedigenden sportlichen Situation (Platz 14, 5:17 Punkte) wurde Bußmeyers »Trainingssteuerung« kritisiert. Teile der Mannschaft sollen mit den Inhalten der Übungseinheiten nicht zufrieden gewesen sein.

Bußmeyer nahm seine Demission nach außen hin sachlich auf: »Ich bin nicht sauer oder enttäuscht, sondern eher erstaunt. Ein richtiger Grund für meine Entlassung wurde mir eigentlich nicht genannt – außer, dass wir zu wenig Punkte geholt haben.« Zu der – unter der Hand vorgetragenen – Kritik, im Training zu wenig Wert auf Inhalte wie zum Beispiel Abwehrverhalten gelegt zu haben, sagte Bußmeyer: »Wenn du immer nur sechs oder acht Leute in der Halle hast, kannst du so etwas kaum trainieren.«

Der Diplom-Sportlehrer ist zudem überzeugt davon, dass er mit der Mannschaft die Wende herbeigeführt hätte. »Der Kader ist jetzt zum ersten Mal in dieser Saison komplett. Es kann nur aufwärts gehen. Die Mannschaft wird das packen.« Er habe auch keinen »Riss« zwischen sich und dem Team festgestellt. »Das Verhältnis ist keineswegs zerrüttet. Wir haben einige Male offen darüber gesprochen, was besser werden muss.«

Das liegt nun nicht mehr in Händen des 52-Jährigen, der als bislang dienstältester und erfolgreichster Trainer in die TSG-Geschichte eingehen wird. Seit September 2007 stand Bußmeyer in 121 Spielen als TSG-Coach an der Linie, seine stolze Bilanz: 83 Siege, 9 Unentschieden, 29 Niederlagen. Im Jahr 2009 führte Bußmeyer die TSG zum Aufstieg in die Regionalliga, es folgte die Qualifikation für die 3. Liga, die im Vorjahr mit dem starken dritten Platz beendet wurde.

Offiziell wurde Helmut Bußmeyer zwar erst am Montagabend (»Ich habe der Mannschaft noch alles Gute gewünscht«) von seiner Entlassung in Kenntnis gesetzt, in einem Telefonat mit Geschäftsführer Manfred Quermann wurde ihm das, was kommen sollte, aber bereits am Sonntag angedeutet. »Als Trainer musst du halt immer mit so etwas rechnen, wenn es nicht so läuft. Das ist leider unser Zeitgeist.«

Die Entscheidung, den Weg nicht weiter mit Bußmeyer zu gehen, sei bereits in der vergangenen Woche – vor dem 30:28-Sieg gegen Eintracht Hagen – gereift. Nach einem eineinhalbstündigen Gespräch zwischen Vorstand und Trainer am Montagabend stand der Entschluss dann endgültig fest. »Unsere Einstellungen waren einfach zu unterschiedlich. Es geht auch darum, den Verein und die Mannschaft perspektivisch auszurichten«, sagt Rödding. Zudem erhoffen sich die Verantwortlichen ein »Signal« in Richtung Spieler. »Die Mannschaft steht jetzt noch mehr in der Verantwortung, die Ärmel hochzukrempeln, um da unten rauszukommen.«
Kreisläufer Pierre Limberg wollte sich über die Gründe, die zur Trennung geführt haben, »öffentlich nicht äußern«. Der 36-jährige Routinier richtet den Blick in die Zukunft: »Wir müssen die Entscheidung des Vorstandes so akzeptieren. Wir gucken jetzt nach vorn und müssen hart arbeiten. Das A und O ist, die Deckung stabil zu bekommen. In den nächsten beiden Spielen gegen LIT und Ahlen müssen Punkte her.«

Der Zusammenarbeit mit »Matze« Räber blickt Limberg positiv entgegen: »Wir werden uns genau absprechen und das zusammen anpacken, im Training und im Spiel.« Am Freitagabend in Nordhemmern wird Limberg (Fußverletzung) als Spieler ausfallen, dann sitzen also beide auf der Bank.
Martin Räber (»Ich war immer loyal zu Helmut und das soll auch so bleiben«) wird versuchen, gemeinsam mit Limberg neue Impulse zu vermitteln: »Wir sind andere Typen, also werden wir auch die Gangart etwas verändern, um die Mannschaft zu verbessern.«

Das traut Kapitän Tobias Fröbel dem neuen Gespann durchaus zu: »Die beiden haben genug Erfahrung und mein volles Vertrauen. Wir sind jetzt als Mannschaft noch mehr gefordert. Die nächsten beiden Spiele müssen unbedingt gewonnen werden.« Von der Entlassung Bußmeyers sei Fröbel »im ersten Moment überrascht« gewesen. Der Kreisläufer fügt an: »Der Schritt des Vorstandes ist aber nachvollziehbar, auch wenn es mir für Helmut natürlich leid tut. Ich persönlich erlebe das zum ersten Mal, dass ein Trainer während der Saison gehen muss.«

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