Von Jörg Manthey
Bielefeld (WB). Erst total blockiert, dann völlig losgelöst. »Als die Flamme zu brennen anfing, die Tribüne hinter uns stand, da hat das Spiel für uns richtig angefangen. So ein Hexenkessel in Heepen ist unser Ding. Das spornt unglaublich an. Wir haben fantastisch gekämpft«, jubelte Daniel Meyer nach dem 30:28-Heimsieg des Handball-Drittligisten TSG Altenhagen-Heepen über Eintracht Hagen.


Als wären sie alle in einen Topf mit Zaubertrank gefallen. Nach einer ersten Halbzeit, in der gemessen an der Bedeutung des Spiels viel zu wenig Herz und Leidenschaft für das so dringend benötigte Erfolgserlebnis investiert wurde, sprach der verärgerte Trainer Helmut Bußmeyer in der Kabine Klartext. »Ich habe keinen Bock, in die Oberliga abzusteigen.«

Die Botschaft keimte. Beim Spielstand von 13:18 (33.) waberten erste Euphorieschwaden durch den Heeper Dom. Christopher Kunisch sowie vor allem Daniel Meyer mit drei Toren in Folge zum 17:19, darunter zwei verwandelte Siebenmeter, entzündeten die Flamme. Das Publikum, bis dahin ein Spiegelbild des temperamentlosen TSG-Auftritts, war nun wach. Der entfesselte Pascal Welge legte jede Zurückhaltung ab und fischte fortan im Dutzend Bälle weg. »Calli hat die Mannschaft mitgerissen«, lobte TSG-Chef Heinrich Rödding, der offen und ehrlich zugab: »Zur Halbzeit hatte ich nicht mehr an unseren Sieg geglaubt. Ich hatte bis dahin zu viel Schlechtes gesehen.«

Eine sehenswerte Premiere glückte Neuzugang Benjamin Richter vom Bezirksligisten TG Lage, der hinterher allseits Lob einheimste. »Unser schnellster Abwehrspieler. Eine überragende Leistung«, meinte Pascal Welge anerkennend. Tobias Fröbel attestierte seinem Innenblock Kollegen »eine tolle Einstellung.« Martin Räber, der auf eine gemeinsame Zeit mit Benjamins Vater Manni Richter beim TBV Lemgo zurückblickt, hat den 20-Jährigen als »sehr trainingsfleißigen jungen Mann« kennengelernt, der »über Fähigkeiten« verfüge. »Perspektivisch einer, der nicht in der Bezirksliga bleiben muss. Doch sollte man ihn nicht unter den Druck setzen, dass er uns aus dem Keller schießt.«

Der Neue selbst war ein bisschen »verwundert«, als er zu einem ganz entscheidenden Zeitpunkt ins Abwehrzentrum beordert wurde. »Da habe ich in Lage auch geedeckt. Aber Tempo und Physis in der 3. Liga sind natürlich ganz anders. Eine meiner Stärken ist es, vorauszuahnen. Ich denke, dass mir dieser Schritt eher in dieser Klasse auch zugute kommen kann.« Einzig die Krönung blieb ihm verwehrt, als er nach einem flotten Dribbling übers ganze Feld an Keeper Schmidt scheiterte.

Richters Kompliment zurück nach dem ersten Mal: »Die Mannschaft hat einen guten Teamgeist. Oft ist es ja so, dass bei Teams, die unten stehen, Unstimmigkeiten Überhand nehmen. Doch hier wird jeder von den anderen nach einer misslungenen Aktion aufgebaut. Das macht ein gutes Gefühl.«

Glücklich an einer Pulle Bier nuckelnd, feixte Michael Boy: »Es geht nur über Kampf.« Nach dem Sieben-Tore-Rückstand hatte er zwar mal »ein mulmiges Gefühl«, doch je dichter die TSG dem Gast auf die Pelle rückte, umso mehr war zu spüren: »Hagen hatte Muffensausen. Die haben sich nicht mehr aufgebäumt, als sie zurücklagen. Wir können mit einem guten Gefühl nach Nordhemmern fahren.«

Während sich die TSG also als intakte Truppe präsentierte, geht Hagen schweren Zeiten entgegen. Coach Krzysztof Szargiej hatte in der Pause ausgdrücklich noch gewarnt. »Es steht 0:0.« Doch sein Appell verhallte ungehört, und so musste Szargiej hinterher feststellen: »Wenn die Spieler glauben, dass eine Partie bei einer so klaren Führung zum Selbstläufer wird, kann so etwas passieren.«

Derweil hat der kommende TSG-Gegner LIT Handball Nordhemmern /Minden. auf die Verletzung seines Torjägers Jan Mohrmann – Saison-Aus nach Achillessehnenriss – reagiert und 1,95-Meter-Mann Lutz Wesseling (19), Perspektivspieler des Zweitligisten TV Emsdetten, ausgeliehen. Carsten Kappelt muss am Freitagabend an früherer Wirkungsstätte pausieren, Zu früh wieder angefangen, Sprunggelenk überlastet, zwei Wochen Sportverbot.

Ob »Humpelstilzchen« Pierre Limberg (Fersensporn) mitwirken kann, ist fraglich. »Ich habe am Freitag nie daran gezweifelt, dass wir gewinnen werden«, beteuerte der Routinier. »Meine Erfahrung ist, dass wir es in solchen Spielen immer wieder schaffen, ran zu kommen.«

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