1. Herren | Westfalen Blatt | 25.10.11
Von Jörg Manthey
und Arndt Wienböker
Bielefeld (WB). Wieder gekämpft. Wieder 36 Gegentore. Wieder verloren. Wieder tanzende und »Auswärtssieg« grölende Gegner, diesmal aus Aurich. Wieder ratlose Mienen beim Drittligisten TSG Altenhagen-Heepen. Nach dem 32:36 karge Hoffnungen und Durchhalteparolen – wieder mal.

Doch Pierre Limberg wollte nicht. Er schüttelte traurig den Kopf. Die stumme Botschaft: keine Fragen bitte. Was hätte der Kreisläufer auch anderes antworten sollen als seine Leidensgenossen ? Michael Boy, dem völlige Erschöpfung aus dem Gesicht sprang, war »ein bisschen sprachlos. Da war in der ersten Halbzeit so viel Euphorie. Dieser Effekt hat nach dem Wechsel gefehlt.«

Meyer sucht Knackpunkt
Daniel Meyer, der auf dem ungewohnten rechten Flügel einen mehr als passablen Part bot, suchte krampfhaft einen »Knackpunkt« auszumachen, der das Spiel nach einer Bielefelder Sieben-Tore-Führung wieder zum Kippen brachte. »Wir haben so viel gekämpft und stehen trotzdem mit leeren Händen da. Irgendwann sind wir einfach zu übermütig geworden.« Diese Kampfmoral lässt ihn gleichermaßen zuversichtlich in die Zukunft blicken. »Mit vermehrtem Kampf müssen wir das, was uns an Können fehlt, wettmachen.«

Kapitän Tobias Fröbel fühlte mit der Kulisse. »Es tut mir leid für die Zuschauer. Sie standen hinter uns haben uns über die gesamte Zeit nach vorne gepeitscht. Das habe ich so noch nicht gesehen im Heeper Dom. So eine Misserfolgsserie hat es hier schließlich schon lange nicht mehr gegeben.«

Bußmeyers Blickpunkt
Seinen ungewohnten Tribünenplatz nutzte Helmut Bußmeyer dazu, die Vorstellung seiner Truppe mal »mit anderen Augen« zu werten. Der rot-gesperrte Trainer registrierte unter anderem »technische Fehler ehementarster Art« im Angriff. »Und der Gegner sagt dann Danke und Tschüss.« Bußmeyer sah nachdenklich Mängel im Lesen des Spiels. »Da muss aus der Truppe einfach mehr Initiative kommen.« Spieler gingen »Wege, die sie nicht zu gehen brauchten und gingen nicht Wege, die dringend notwendig gewesen wären.« Aurich hingegen habe »immer dasselbe gespielt, und das sicher.« Als dann irgendwann ein »Konditionsabfall« bei der TSG sichtbar war, ging das auch zu Lasten der Konzentration. Und: »In der Deckung stünde uns einer gut zu Gesicht, der mal dazwischenhaut, an dem sich die anderen orientieren können.«

Höfliche Auricher
Mit höflichen Floskeln verabschiedeten sich die Auricher aus Heepen. »Ihr gehört nicht ans Tabellenende. Ich hoffe, dass wir uns 2012 in dieser Halle wiedersehen«, meinte Trainer Dusko Bilanovic und lobte seine Crew: »Als wir unter großem Druck standen, hat meine Mannschaft alles richtig gemacht. Das war Weltklasse bei unserer Personallage.«

Im März dreimal auswärts
Die Kehrseite der verpassten Heim-Möglichkeiten wird die TSG im März 2012 zu spüren bekommen, wenn es in drei Auswärtsspielen in Folge nach Uerdingen (3. März), Aurich (11. März) und Rheinhausen (25. März) geht. Bei derlei Aussichten flüchtet sich Heinrich Rödding in Sarkasmus. »Von einem echten Heimvorteil kann man bei uns ja nicht gerade sprechen.« Der TSG-Chef moniert »zu viele Fehler, die man sonst in der 3. Liga nicht sieht.« Als dem Team zunehmend die Ruhe abhanden kam, habe das Spiel »nicht sehr organisiert« gewirkt. »Sehr bitter. Ich wäre schon zufrieden, wenn wir mal keine 36 Gegentore kassieren würden.« Youngster Marcel Ortjohann sieht Licht am Ende des Tunnels. »Aurich hat mit seiner zweiten Welle nur unsere Fehler ausgenutzt. Wir müssen einfach weitermachen. Es ist ja nicht so, dass wir es nicht können.«

Aber bitte mit Sahne . . .
1800 Kilometer entfernt vom Heeper Dom, im fernen Kragujevac/Serbien, fieberte und litt wie jedes Mal Dragan Ljakic im TSG-Dress am Liveticker mit. Der langjährige Fahrer des Mannschaftsbusses und immer noch Chefstatistiker der Vereins-Homepage bekam in der Schlussphase Blutdruckschwankungen – und betätigte sich auch noch als Philosoph. »Wenn du keine Sahne hast, kannst du keine Torte mit Sahne essen«, fasste er die Verletzungsmisere seiner Lieblinge in Worte.

TuS 97 unter Druck
»Es ist noch nichts passiert.« Als richtungsweisend wollte Jöllenbecks Trainer Walter Schubert die Oberliga-Derbypleite gegen den TuS Spenge (21:23) nicht ansehen: »Wir haben jetzt drei Punkte Rückstand auf den Ersten, aber alle Mannschaften spielen in etwa auf einem Niveau. Das kann man alles noch aufholen.« Um nicht vorzeitig den Anschluss zu verlieren, dürfen sich die »Jürmker« jetzt aber keine weitere Niederlage einhandeln. Am kommenden Samstag geht die Reise nämlich zum Spitzenreiter HSE Hamm mit dem früheren TSG-Haudegen Moritz Schneider – verlieren die »Jürmker« auch dort, wäre Hamm bereits fünf Punkte enteilt, und der Zug nach oben für den TuS 97 erst einmal abgefahren.

Böhnisch verabschiedet
Vor dem Derby wurde Jöllenbecks langjährige Physiotherapeutin Stefanie Böhnisch offiziell verabschiedet. Der Sportliche Leiter Torsten Winter überreichte der 37-Jährigen einen Blumenstrauß. Böhnisch hatte vor der Saison den Entschluss gefasst, nach 20 Jahren Mannschaftssport eine Handball-Pause einzulegen. Sechseinhalb Jahre lang hatte sie sich ums körperliche Befinden der 1. Jöllenbecker Mannschaft gekümmert.

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