1. Herren | Westfalen Blatt | 11.10.11
Von Jörg Manthey
und Arndt Wienböker
Bielefeld (WB). Das beschauliche Varel ist mit 25 000 Seelen das größte Städtchen im Landkreis Friesland. In Sachen Handball wird dort freilich global gedacht. Das internationale Drittligateam vereint Spieler aus fünf Nationen. In Bielefeld, 325 000 Einwohner zählendes wirtschaftliches Oberzentrum in Ostwestfalen-Lippe, verfolgen sie eine andere Strategie, eine bodenständige. Die TSG-Handballer sollen aus der Region kommen.

In Varel heißen die Leistungsträger Lukas Kalafut (Slowakei), Martin Libergs (Lettland), Vaidas Dilkas (Litauen) oder Petar und Andrija Bubalo (Kroatien). In Altenhagen und Heepen sind sie lieber um einen hohen Identifikationsfaktor bemüht. Aus OWL für OWL: Um möglichst nicht von dieser (nicht zuletzt preiswerten) Philosophie abzuweichen, wären die handelnden Personen in letzter Konsequenz auch bereit, gegebenenfalls den teuren Preis des Abstiegs zu zahlen. Und dass es in dieser Serie eine Herausforderung werden kann, drei Mannschaften hinter sich zu lassen, haben die (sieglosen) ersten sechs Spieltage schon gezeigt.

Eingeschworener Haufen
Das 28:32 bei der HSG Varel-Friesland, vom Gewinner als »Arbeitssieg« abgehakt, hat der TSG-Hoffnung auf ein Happyend freilich wieder neue Nahrung geschenkt. Michael Boy, der umsichtig Regie führte, gefiel »die Leidenschaft und der Kampf. Diese Einstellung hatte ich so schon lange nicht mehr gesehen. Wir sind als eingeschworener Haufen aufgetreten.« Dass robuste Ex-Zweitligisten wie Varel »eine ganz andere Physis in die 3. Liga bringen« (Boy), bekommt der Mittelmann Woche für Woche am eigenen Leib zu spüren. »Im Training merke ich die Wehwehchen und nehme mich zurück, aber im Spiel geht das nicht. Da geht's richtig zur Sache, und da muss ich dann durch.«

1:11 nicht überbewerten
Die bange Frage: Wie lange wird es noch dauern, bis der geschrumpfte TSG-Kader für Spätfolgen fehlender Wechselmöglichkeiten zahlen muss ? »Unsere 1:11 Punkte sind nicht überzubewerten. Wir dürfen uns jetzt nicht unter Druck setzen. Mit der Einstellung aus Varel werden wir gegen Uerdingen punkten«, prophezeit Boy, der den gezeigten Zusammenhalt als »Zeichen für die nächsten Spiele« wertet. Eine Fortsetzung wäre zweifellos wünschenswert, schließlich bildet die Partie am kommenden Samstag gegen Bayer 05 Uerdingen (Helmut Bußmeyer: »Mit denen verbinde ich keine guten Erinnerungen«) den Auftakt zu drei Heimspielen in Folge.

Das Prinzip Hoffnung
Auch beim Trainer regiert weiter das Prinzip Hoffnung. »Wir sind mannschaftlich gut aufgetreten, haben alte Tugenden gezeigt und zusammen gekämpft. Das war der Geist von früher, das ist auch von der Tribüne so wahrgenommen worden, wo schon kritische Stimmen zu hören waren. Wir haben gesehen, was möglich ist. Hoffentlich retten wir von dem Geist aus Varel etwas rüber. Wir müssen einfach dran glauben.« Schließlich hat Uerdingen seine drei Auswärtsspiele bislang sämtlich gewonnen. Diese Bilanz möchte Bußmeyer »mit Spaß und Freude und außergewöhnlichen Sachen« trüben.

Rettendes Ufer sichtbar
Wobei die Ärger-Angriffsstrategie, das Spiel zu verschleppen und »die Ballerei nicht mitzumachen« (Bußmeyer), nicht gut beim Vareler Publikum ankam. Noch ist nichts verloren, das TSG-Saisonziel Klassenverbleib absolut erreichbar. Denn LIT Nordhemmern/Mdw. (2:10), Eintracht Hagen (2:10) und der Ahlener SG (1:7) ergeht es nicht anders. Das sind drei Teams auf Augenhöhe, die die TSG hinter sich lassen kann – und muss! Dass Daniel Meyer sich so kurze Zeit nach seinem Nasenbeinbruch in den Dienst der Mannschaft stellte, fand Helmut Bußmeyer »aller Ehren wert. Das hatte ich nicht erwartet. Und er hat seine Sache gut gemacht. Ich hoffe, dass Daniels Einsatz nicht einfach so verpufft, sondern auch andere zur Nachahmung animiert.«

Nur daheim läuft's rund
In der Oberliga haben bereits alle Mannschaften Federn gelassen. Spitzenreiter nach fünf Spieltagen ist zur Überraschung vieler die Reserve des VfL Eintracht Hagen. Der TuS 97 Bielefeld-Jöllenbeck hat sich nach dem deutlichen 29:19-Heimsieg gegen den VfL Gladbeck in die große Schar der Verfolger eingereiht. Trainer Walter Schubert ärgert sich aber noch immer maßlos über die beiden Auswärtsniederlagen in Hagen und Augustdorf: »Wir könnten viel besser dastehen. Ich hoffe, diese verschenkten Punkte werden sich nicht noch rächen.«
Da alle drei Heimspiele souverän gewonnen wurden, gehen die »Jürmker« mit 6:4 Punkten in das OWL-Derby gegen den TuS Spenge, das am Freitag, 21. Oktober, um 19.30 Uhr in Jöllenbeck angepfiffen wird.

Krimphove sauer
Zur neuen Nummer eins im TuS 97-Kasten hat sich Cornelius Nolte empor geschwungen. Er entnervte die Gladbecker Spieler mit zig Paraden, was VfL-Trainer Holger Krimphove logischerweise wenig erfreute: »Wir haben fast immer die falschen Entscheidungen getroffen. Ich glaube, wir haben in Jöllenbeck noch nie weniger als 29 Gegentore bekommen. Um dort zu bestehen, muss man aber auch treffen. Jöllenbeck ist zwar eine sehr gute, wahrlich aber keine Übermannschaft.«

Puls zurück nach Brake
Landesligist TuS Brake kann sich über einen neuen Spieler freuen. Arne Puls, den es vor der Saison beruflich nach Freiburg zog, kehrt nach Bielefeld zurück. »Arne wird ab dem Porta-Spiel nächste Woche wieder zum Kader gehören, denn sein Pass ist in Brake geblieben«, erklärte Interimscoach »Atze« Lippert. Eigentlich sollte Puls zur TSG Altenhagen-Heepen II wechseln, doch der Transfer zerschlug sich. »Und da die TSG meinen Pass aufgrund meiner beruflichen Veränderung nicht beantragt hat, bleibe ich jetzt bei Brake«, erklärte Puls.

»Harz-Depot« am Schuh
Im Derby zwischen dem TuS Brake und der HSG EGB Bielefeld sah Jannis Johannmeier die Rote Karte. Begründung: Der Linksaußen hatte ein vermeintliches »Harz-Depot« am rechten Schuh. Dies sorgte für große Erregung: Die Schiedsrichter sahen sich gezwungen, die »Gesundheit der anderen Spieler zu schützen«, und mussten laut Regelhandbuch den Platzverweis aussprechen, der vermutlich eine Sperre nach sich zieht. »Das ist schon sehr unverständlich. Jannis hatte lediglich Harz-Reste am Schuh. Mehr nicht«, erklärte auch der 2. Vorsitzende des TuS Brake, Volker Kehl. »Ich habe meine Schuhe seit mehr als einem Jahr – natürlich lassen sich daran Harz-Reste finden. Ich hoffe jetzt auf eine weise Entscheidung des Staffelleiters, denn kein Mensch in der Halle konnte das verstehen«, zeigt sich Johannmeier zerknirscht.

Brauner fällt aus
In der Bezirksliga sorgt derzeit (fast) nur die Reserve der TSG Altenhagen-Heepen für positive Schlagzeilen. Mit 6:2 Punkten ist das Team von »Kiki« Grunow gut gestartet, nun wartet die Bewährungsprobe beim ungeschlagenen Spitzenreiter Bünde-Dünne, der am Wochenende die »Dritte« des TuS 97 mit 41:24 abgefertigt hatte. Jöllenbeck tritt am kommenden Samstag im Derby beim HT SF Senne an. Das Team von Trainer Ivo Kraft verlor beim unglücklichen 29:30 gegen Versmold nicht nur beide Punkte, sondern auch Felix Brauner, der mit einem Nasenbeinbruch wohl einige Wochen pausieren muss.

Handballer-Party
Patrick Welge (TuS Brake) hofft auf eine volles Haus: Jeder Handball-Verrückte sollte sich das Datum Freitag, 28. Oktober, vormerken. Derweil in der Herbstpause der Ball ruht, wechseln die Sportler das Parkett und treffen sich an dem Abend zum Feiern im Café Europa. Einlass zur Handballer & Friends-Party – Einladung ist auszudrucken bei www.handbold.de/ - ist ab 23 Uhr. Unter anderem zeigt TSG-Fotograf Jens Senftner eine Fotoshow von Handballern aus Bielefeld und Umgebung.

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