Von Jörg Manthey

Bielefeld (WB). Pierre Limberg weiß ganz genau, was Abstiegskampf bedeutet und welcher Tugenden es bedarf, dieser hässlichen Fratze die Stirn zu bieten. »Wir kommen da unten nur als Mannschaft raus«, sagt der Kreisläufer der TSG Altenhagen-Heepen mit Blick auf die triste Tabelle der 3. Handball-Liga.

Limberg ist trotz seiner nunmehr 36 Jahre physisch topfit. Und ein gradliniger Typ. »Wer Pierre verpflichtet, weiß genau, was er bekommt«, hat sein Hildesheimer Trainer Gerald Oberbeck mal gesagt. Auch TSG-Chef Heinrich Rödding, als Aktiver selbst am Kreis unterwegs, verteilte nach dem Transfer des Wagner-Nachfolgers Vorschusslorbeeren. »Pierre ist für uns die Optimalbesetzung. Er entspricht genau meiner Vorstellung von einem Kreisläufer.«

Zurückliegende Zeitungsberichte weisen den kernigen Lipper als »Emotionshandballer« aus, als »Malocher«, als »galligen Gegenspieler«. Von dieser Sorte bräuchten sie jetzt eine ganze Horde im Heeper Dom. Sein einstiger Traum von der 1. Liga (»Das ist eine andere Welt«) wurde Wirklichkeit, weil Pierre Limberg in der Spielzeit 2002/03, im Bielefelder Zweitligadress, 35 Mal ackerte und rackerte und 166/74 Tore erzielte. Auch wenn er den Abstieg nicht verhindern konnte, spielte er sich in den Fokus der höherklassigen Nachbarschaft.

»Von da an ging es sportlich und persönlich mit mir bergauf. Was mir der Verein damals geboten hat, möchte ich jetzt wieder zurückgeben«, sagt der Vorarbeiter. Seine Erfahrung. Oder seine ungestüme Wildheit. »Sowas wie mich gibt es nur ein Mal«, schmunzelt Limberg. Zur »Ruhe setzen« will sich der selbständige Spediteur hier gewiss nicht. »Nee. Ich will mich weiter fleißig quälen und mit der TSG etwas erreichen.« Das klingt wie ein Versprechen.

Nun kommt also Lemgo II. Für Limberg ein Wiedersehen mit Freunden. Ehe er im Sommer 2010 für ein Jahr zum HSV Hannover wechselte, spielte der im Lemgoer Stadtteil Kirchheide wohnende Kreisläufer unter Trainer Niels Pfannenschmidt einige Monate für den damaligen Regionalligisten HSG Handball Lemgo II. Auch Neuzugang Leif Anton zählte zu seinen Kollegen in Hildesheim.

Pierre Limberg spionierte jüngst in der Volker-Zerbe-Halle, als Vorjahresmeister TuS Ferndorf dort sein Waterloo erlebte. »Wir bekommen es mit einer jungen, hungrigen Mannschaft zu tun, die fünfmal in der Woche trainiert und mindestens genauso fix auf den Beinen ist wie Minden. Wenn wir wieder Harakiri spielen und uns 15-Sekunden-Angriffe leisten, gibt's zu Hause die nächste Klatsche«, prophezeit er, verweisend auf bislang an den Tag gelegte fehlende Cleverness. »In Dankersen haben wir doch nach ordentlichem Beginn genau das gemacht, was der Gegner von uns wollte.«

»Anstupsen« nennt Limberg das, was er zurzeit mit dem einen oder anderen Mitspieler macht. Ein (noch) behutsames Hochpushen. »Ich bin neu im Team und weiß aus eigener Erfahrung, dass es nicht immer gut ankommt, wenn Ältere gleich einen auf dicken Max machen«, begründet er seine Zurückhaltung. Doch Limberg beobachtet die Strömungen im Team ganz genau. Weiß, dass das Damoklesschwert eines 0:10-Punktestarts über Heepen schwebt. Gespannt sei er, »wie die Jungs vom Kopf her in der Lage sind, der Drucksituation standzuhalten.« Denn, und das ist die Kernbotschaft an die TSG-Gemeinde: »Keiner darf mehr sehnsüchtig zurückblicken. Die TSG Altenhagen-Heepen der vergangenen Jahre gibt es nicht mehr. Das war sicherlich eine schöne Zeit, aber die ist unwiderruflich vorbei. Jeglicher Vergleich mit dem neuen Gesicht verbietet sich.«

Der hartnäckigen Zurückhaltung der TSG-Entscheidungsträger in Sachen Nachverpflichtung kann Limberg eine positive Seite abringen. Es hätte schon die Möglichkeit gegeben, Leute aus Hildesheim zu bekommen; eine Einigung kam indes nicht zustande. »Wenn die wirtschaftlichen Voraussetzungen dafür nicht gegeben sind, ist es doch nachvollziehbar. Ich kenne genügend Beispiele dafür, dass Vereine sich übernommen haben und im Januar, Februar ihre Spieler nicht mehr bezahlen konnten.«

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