1. Herren | Westfalen Blatt | 13.09.11
Von Jörg Manthey
und Arndt Wienböker
Bielefeld (WB). Die orchestrale Einlaufmusik der Jedi-Ritter hat der TSG Altenhagen-Heepen in Dankersen kein Gelingen beschert. Die »Macht« – sie war nicht mit Bielefelds Drittligahandballern. Meister Yoda hätte den Fröbels und Kunischs vielleicht zugeraunt: »Du darfst niemals vergessen: Deine Wahrnehmung bestimmt deine Realität . . .«


Diese Wahrnehmung war angesichts drückender spielerischer Überlegenheit von GWD Minden II schon früh von der dunklen Seite befallen. Zwischen dem eigenen Anspruch der Protagonisten und der Wirklichkeit klafften am Samstag Welten. »Jeder ist mit seiner Leistung nicht zufrieden. Da fällt es schwer, nach außen fröhlich zu wirken«, versuchte Carsten Kappelt die verheerende Körpersprache der irgendwann wie gelähmt wirkenden TSG-Spieler zu erklären. Alle waren froh, als endlich der Schlusspfiff ertönte. 40 Gegentore hatte die TSG Altenhagen-Heepen zuletzt im November 2007 gegen den TuS Ferndorf hinnehmen müssen.

Kein Miteinander
»Einstellung« war hinterher ein geflügeltes Wort. »Dafür bin ich nicht zuständig«, grantelte Trainer Helmut Bußmeyer. »Ich bin für die Mannschaft zuständig. Die Einstellung muss jeder Einzelne für sich verantworten.« Nun wäre es sicher nicht angemessen, den TSG-Spielern fehlenden Willen anzukreiden. Jeder versuchte wohl am Samstag, bestmöglich Engagement an den Tag zu legen. Nur war ein Miteinander, so was wie Mannschaftsgeist, nicht wirklich erkennbar. Das 27:40 – eigentlich waren es sogar 41 Gegentore, doch eines ging angesichts des rasanten Mindener Tempos irgendwo zwischen erster und zweiter Phase »verschollen« – war ein weiterer Fingerzeig dafür, dass die TSG mit ihrem kleinen Kader und lediglich vier Rückraumspielern in dieser Serie nur mit Topleistungen bestehen kann.

GWD andere Kategorie
»Diese Mindener Mannschaft ist vielleicht noch stärker als im Vorjahr. Auf jeden Fall eine andere Kategorie als wir«, meinte Bußmeyer, der aber nicht alles schlecht reden wollte. »Im Spiel sechs gegen sechs haben die ähnlich viel Tore gemacht wie wir. Und einige Male haben wir ja gezeigt, dass wir deren Abwehr auseinandernehmen können. Wenn wir geduldig gespielt haben.«

Jetzt kommt Lemgo II
Florian Öttkings Empfehlung: »Ganz schnell abhaken und das Spiel aus den Köpfen raus kriegen.« Helmut Bußmeyer ruft für sich und sein Team den »Weg der kleinen Schritte« aus und versucht gelassen zu bleiben. »Aus der Phase des Kopf-in-den-Sand-Steckens bin ich raus.« Vielleicht gibt es ja schon gegen die nicht minder starke Bundesligareserve von HL Lemgo II die Rückkehr der Jedi-Ritter und eine neue Hoffnung zu bejubeln. Etwas Zerstreuung fanden die TSG-er am Sonntag am Tag der offenen Tür der Müllverbrennungsanlage in Heepen, wo sie mit dem Ball etwas zum Rahmenprogramm beitrugen.

0:8-Fehlstart droht
Die Lemgo Youngsters, am Samstagabend zu Gast in Heepen, setzten mit einem 39:34-Heimerfolg über Vorjahresmeister TuS Ferndorf gleich eine eindrucksvolle Duftnote. »Unser Vorteil in der neuen Saison wird sein, dass wir durch die Neuzugänge noch schwerer auszurechnen sind. Unser Trumpf ist, dass wir in jedem Spiel volles Tempo gehen und in zwei verschiedenen Abwehrformationen decken können, was uns weitere Variationsmöglichkeiten gibt«, wird Trainer Niels Pfannenschmidt zitiert. Nach Lemgo heißt der Gegner erst VfL Gummersbach II und dann Wilhelmshaven, aktueller Spitzenreiter und Topfavorit auf den Titel. Es droht ein kapitaler TSG-Fehlstart mit 0:8-Punkten.

Starker Bastian Räber
Wenigstens einen Grund zur Freude hatte Teammanager Martin Räber am Samstag. Im »Vorspiel« setzte sich die von Zsolt Homovics trainierte Dankerser A-Jugend zum Bundesligaauftakt gegen TuSEM Essen auch dank eines in der ersten Halbzeit prima haltenden Bastian Räber sicher mit 36:22 durch.

TuS 97 grüßt von oben
Ginge es nach Oberligist TuS 97 Bielefeld-Jöllenbeck, dann könnte der erste Spieltag auch gleich der letzte gewesen sein: Dann wären die »Jürmker« aufgestiegen. Der 34:22-Auftaktsieg gegen Aufsteiger TuS Möllbergen macht jedenfalls Mut für die kommenden Aufgaben. Trainer Walter Schubert zeigte sich auch durchaus angetan von der Vorstellung seiner Mannschaft: »In der Vorbereitung hat der letzte Kick noch gefehlt. Die Jungs haben aber scheinbar kapiert, dass es in der Liga nur mit der optimalen Einstellung geht.« Zugleich trat Schubert mal schnell die Euphoriebremse: »Ich hoffe, die Jungs heben jetzt nicht schon ab.«

»Pocke« hat vorgelegt
Durch einen Auswärtssieg beim nächsten Aufsteiger VfL Eintracht Hagen II kann der TuS 97 weiter an Sicherheit gewinnen. Am nächsten Samstag wird Schubert auch wieder mehr personelle Alternativen haben. Die angeschlagenen Hermann Hippe, Marcel Volmer und Maik Braunheim tauchten gegen Möllbergen nicht auf dem Spielbericht auf. Auch, um einen Einsatz in der Landesliga-Reserve zu ermöglichen, die am kommenden Wochenende in die Saison startet.
Linkshänder Sebastian »Pocke« Kopschek hat sich mit seinen 13 Toren zunächst einmal an die Spitze der Oberliga-Torjäger gesetzt. Einen guten Eindruck hinterließ auch Neuzugang Henning Kiel als fünffacher Torschütze.

Steffi und der Jakobsweg
Nicht mehr für die »Jürmker« aktiv ist Stefanie Böhnisch. Die in Bielefeld und Umgebung bekannte Physiotherapeutin, die sich mit ihren »heilenden Händen« sechseinhalb Jahre lang um das körperliche Befinden der Jöllenbecker Männer-Mannschaft gekümmert hat, sitzt aus eigenem Antrieb nicht länger auf der TuS 97-Bank. »Ich bin im Juni den Jakobsweg gegangen und dabei zu dem Entschluss gekommen, dass ich nicht mehr weitermachen möchte. Nach 20 Jahren will ich auch einfach mal ein freies Wochenende haben«, sagt Böhnisch, die sich als »Physio« bei der HSG Bielefeld, HSG Augustdorf/Hövelhof, TV Verl und in Jöllenbeck einen Namen gemacht hat.

Als Fan auf der Tribüne
Der Abschied von ihrem Heimatverein (»Da ist auch viel Herzblut dabei«) fiel der 37-Jährigen alles andere als leicht. Ehrensache, dass »Steffi« am Samstag als Zuschauer in der Halle war. An den für sie ungewohnten Platz auf der Tribüne muss sie sich erst noch gewöhnen. Einen anderen Job im Handballbereich möchte sie momentan auch nicht annehmen. Wer Böhnischs Nachfolger wird, scheint noch nicht geklärt.

Ziegler fehlt im Pokal-Hit
Während Drittligaabsteiger TuS Spenge zum Auftakt eine überraschend deutliche 30:38-Pleite in Menden kassierte, war das 26:33 von der HSG Gütersloh gegen HSE Hamm schon eher erwartet worden. Der Ex-TSGer Moritz Schneider traf einmal für den ambitionierten Oberligisten aus Hamm. In Gütersloh muss Trainer Matthias Wieling einige Wochen auf den 19-jährigen Aljosha Ziegler verzichten, der sich das Fußgelenk gebrochen hat und damit auch für den Pokal-Kracher gegen den HSV Hamburg am 21. September in der Bielefelder Seidensticker Halle ausfällt.

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