Von Jörg Manthey

Minden (WB). Ein sorgfältiger Blick auf die Spielstatistik reichte Helmut Bußmeyer, um das demütigende 27:40 (13:22)-Debakel der TSG Altenhagen-Heepen bei GWD Minden II erklären zu können. »Wir haben GWD doch förmlich eingeladen. 39 Fehlangriffe. 28 Fehlwürfe. Elf technische Fehler«, zählte der Trainer desillusioniert auf. »Wir haben 16 Gegenstoßtore kassiert.«

Der Vorletzte der 3. Handball-Liga nach zwei Spieltagen ergab sich viel zu früh in sein Schicksal, auf dem Feld wie auf der Bank. »Das war zu wenig, wie sich die Mannschaft präsentiert hat. Ich habe nichts erkannt, das uns hätte in die Lage versetzen können, hier eine Chance zu haben. Das Ergebnis überrascht mich in der Deutlichkeit. Der Spielverlauf war eklatant und nur zähneknirschend zu ertragen«, analysierte TSG-Chef Heinrich Rödding. Sein scharfes Urteil: »Der Abstiegskampf ist bei uns angekommen. Je eher jeder das verinnerlicht und für sich die dafür benötigte Einstellung entwickelt, umso besser.«

GWD Minden II war individuell auf allen Positionen stärker besetzt und funktionierte auch in sämtlichen Mannschaftsteilen erheblich besser. Eine festlichere Einweihung für die neue Dankerser Halle nach einjähriger Renovierungszeit hätte sich die Ziercke-Crew kaum wünschen können. Der mit den Zweitligaspielern Bartsch, Helmdach und Südmeier verstärkte Gastgeber zog der TSG, die bloß in der Anfangsphase ein gleichwertiger Sparringspartner war (4:4, 7:7), mit dynamischem und schnörkellosem Tempohandball den Zahn. Es war eine schmerzhafte Lektion für die zu Statisten degradierten Bielefelder, die – unkonzentriert und hadernd mit sich – oft staunend hinterherhechelten.

Michael Boy (3:2) und Christopher Kunisch (4:3) brachten ihre Farben an einstiger Wirkungsstätte wohl zunächst zweimal in Führung, doch das war's schon. Auch die »nur wenigen Erfolgserlebnisse«, so Tobias Fröbel, wie etwa Pascal Welges gehaltener Siebenmeter gegen Bartsch beim Stand von 7:10 (14.) taugten nicht als Inizialzündung.

Nach dem 9:13 (18.) sah sich Helmut Bußmeyer zu einer Auszeit genötigt, doch das Unheil nahm über 11:16 (23.) bis zum 13:22-Pausenstand weiter seinen Lauf.

Weder gegen Mindens 3:2:1- noch 6:0-Abwehrformation fand die biedere TSG, die nach dem Wechsel mehrfach auflöste und es mit wechselhaftem Erfolg mit zwei Kreisläufern probierte, ein probates Mittel. Der Gegner wusste selbst in Unterzahl die richtige Antwort, spielte sich in einen Rausch und erhöhte sein Polster mit flotten Konterläufen kontinuierlich bis auf 32:18 (48.). Die Schlussphase verlief ausgeglichen.

»GWD hatte es leicht, uns aufzuhalten. Wir haben gegen eine top Truppe verloren«, lobte Helmut Bußmeyer den Sieger. Teammanager Martin Räber (»In mir brodelt ein Vulkan«) bat sich wegen Kommentaren zum Spiel einen Tag Bedenkzeit aus. »Alles, was ich sagen würde, wäre jetzt verkehrt.« Einen Satz ließ er sich dann doch entlocken: »Das hatte mit aggressiver Abwehrarbeit nichts zu tun.«

Und Bußmeyer räumte nachdenklich ein: »Wir haben zu schnell den Kopf verloren und uns nicht aufgebäumt. So eine Situation hatte ich noch nie. Ich bin ein bisschen ratlos.« Gegenseitige Schuldzuweisungen möchte er freilich nicht hören. »Das ist immer am leichtesten und vielleicht auch menschlich. Doch wir sollten vernünftig mit dieser Niederlage umgehen und die richtigen Lehren daraus ziehen.«

Florian Öttking hatte sich seine Rückkehr in einstige Gefilde wahrlich anders vorgestellt. »Wir müssen jetzt auf unsere Heimstärke im Heeper Dom und auf unsere Zuschauer bauen.«

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