1. Herren | Westfalen Blatt (Jörg Manthey) | 17.05.11
Von Jörg Manthey
Bielefeld (WB). Mit 24:6 Heimpunkten war der Heeper Dom eine Festung: Hier legte die TSG Altenhagen-Heepen den Grundstein für eine sorgenfreie Saison 2010/11 in der 3. Handball-Liga. »Von Februar an war ich deutlich entspannter«, freute sich Trainer Helmut Bußmeyer über die frühzeitige Absicherung des Klassenverbleibs, der mit Platz drei noch veredelt werden konnte.

Schließlich war Position neun das Minimalziel der zweiten Drittliga-Spielzeit, die ohne den Schwung des Aufstiegs auskommen musste. »Wir sind eine tolle Truppe gewesen. Diese Saison hat wieder gezeigt, dass wir zu allem fähig sind. Wir können gnadenlos gewinnen und gnadenlos verlieren«, blickt Bußmeyer auf manch atemberaubende Sternstunde zurück. Aber auch an ein deprimierendes 24:31 gegen Eintracht Hagen in Heepen, eine von nur zwei Heimniederlagen, das er immer noch als »unsere Inizialzündung« bezeichnet. »Da war ich richtig sauer.« Als sportliche Antwort auf ein »seriöses Kabinengespräch«, bei dem einige Dinge zusammengetragen und bereinigt wurden, folgten 15:1 Punkte. »Wir haben danach eine tolle Konstanz entwickelt.«

Die Rückennummer 13 brachte ihm kein Glück: Pechvogel Tobias Fröbel brachte es bis zu seinem Kreuzbandriss im dritten Saisonspiel gegen Aldekerk auf drei Tore (und drei Zeitstrafen). »Die Mannschaft ist in der kritischen Phase nach den Ausfällen von Marcel und mir und der Nachverpflichtung Michael Boys erfreulich schnell zu einer intakten Einheit zusammengewachsen«, urteilt er. »Äußeres Zeichen dafür sind die vielen knappen Siege. Wir haben neun Spiele mit einem oder zwei Toren Unterschied gewonnen. So war die Pflicht früh erfüllt, und die Jungs konnten vom Kopf her sehr befreit auftrumpfen.«

Ein zusätzlicher Trumpf war, dass sich regelmäßig Einzelne aus einem funktionierenden Kollektiv heraus zu Großtaten aufschwangen und so reihenweise Happyends erwirkten. Fröbel: »Ich erinnere ans tolle Anfangsniveau der Hinrunde von Konny Kunisch, sieben gehaltene Siebenmeter von Johnny Dähne in Spenge, 15 Starck-Tore gegen Ahlen, Marcel Müllers grandioses Comeback in Ferndorf, Johannes Krauses starken Part in Schalksmühle . . . Ach, ich könnte jetzt eigentlich jeden nennen.« Ein Extralob kriegt von ihm freilich der Reisende, Carl-Moritz Wagner, der nahezu durchspielen musste. »Calle hat hinten für zwei oder drei Leute geackert.«

Das Benefizspiel gegen den TBV Lemgo wird Tobias Fröbel sich erneut nur von außen anschauen. »Ich mache mir keinen Stress. Bis zur Vorbereitung gehe ich ins Fitnessstudio, und Mitte, Ende Juli bin ich wieder dabei.«

Die »neue« TSG soll wieder zu einer geschlossenen Einheit werden (»Das hat uns ausgezeichnet«) und Spaß haben im Umgang mit dem Spielgerät. Bußmeyer: »Daraus entwickelt sich alles.«

Mit Henrik Ortmann fliegt der Trainer zur Mannschaftsfahrt nach Cala Ratjada/Mallorca hinterher. »Die Chance will ich nutzen, Ötti zum Weitermachen zu überreden«, schmunzelt der Coach wehmütig. »Mensch, mit einem anderen Zeitmanagement muss das doch möglich sein. . . .«

Nachts am Broadway

Wie Schneider seine Freundin überraschte
Bielefeld (WB/jm/wie). Als Moritz Schneider seiner verdatterten Freundin Stefanie Raulwing einen Apfel in die Hand drückte, war das ein symbolischer Akt. Und eine rundum gelungene Überraschung: Schließlich geschah's am Flughafen Hannover. Die leicht verständliche Botschaft lautete: »Liebling, jetzt geht's ab gen Big Apple.«

Stefanie Raulwing war am 6. Mai 30 Jahre jung geworden und hatte den Kurzurlaub von ihrer Familie geschenkt bekommen. Durch gezielt gestreute Falschinformationen wähnte sich die Handballerin des TSV Hahlen am Muttertag eigentlich schon im Kletterpark. Aber sie hatte die Rechnung ohne TSG-Abwehrchef Moritz Schneider gemacht, der in bester Rudi-Carrell-Manier heimlich eine Reisetasche für sie packte. New York: Für beide war's das erste Mal. »Wir haben das komplette Sightseeing-Programm gemacht. Empire State Bulding, Madison Square Garden, Broadway. Da haben wir uns das Original-Musical König der Löwen angeguckt. Das ist noch 'ne andere Hausnummer als in Hamburg«, schwärmt Schneider.

Mit Hahlen Vizemeisterin
Die Tage in New York samt sechs Stunden Zeitverschiebung wirkten sich nicht leistungshemmend aus. Obgleich beide wegen Verspätung den Anschlussflug in Paris verpassten, tauchten sie pünktlich zum Abschlusstraining auf. Die TSG feierte bekanntlich einen knappen Sieg in Hamm (Schneider: »Drei Minuten Handball haben uns gereicht«), und Stefanie Raulwing wurde mit dem TSV Hahlen Vizemeister in der Oberliga. Dass beider Reisegepäck erst mit einem Tag Verspätung in Deutschland ankam; sei's drum.

Die Tür ist wohl doch zu
Dass die TSG offensichtlich kein Interesse mehr an dem Versuch hat, ihn als Spieler zu binden, findet Moritz Schneider »schade. Eigentlich hatte ich es so verstanden, dass die Tür nicht zu ist. Ich bin sicher, dass ich der neuen Mannschaft als Person einiges geben könnte.« Aber er ist keiner, der sich aufdrängt.

Kommentar

Tabellendritter. Chapeau für diesen Podiumsplatz, TSG Altenhagen-Heepen. Mal ehrlich: Wer hätte es im September 2010 zu denken gewagt, dass sich die Mannschaft bereits fünf Monate später sämtlicher Abstiegssorgen entledigt haben würde? Eigentlich niemals richtig bibbern musste.

Zwischenzeitlich sogar mal mit dem Aufstieg kokettieren durfte. Die schmerzlichste Erfahrung einer sportlich ansprechenden Saison war nach sechswöchigem finanziellen Klinkenputzen die Erkenntnis, dass es in Bielefeld natürliche Grenzen für den Handball gibt. Mehr als die 3. Liga scheint in der Metropole zurzeit nicht machbar. Die eine Seite der Medaille lässt so den Charme des Dorfvereins weiter glimmen. Die andere Seite verbaut solchen Sportlern eine Perspektive nach oben, die für sich und mit der TSG höhere Sphären anvisieren. Das Maximum scheint also erreicht. Mal schauen, wie sie im Heeper Dom diese Herausforderung 2011/12 händeln. In einer stärkeren 3. Liga mit einem scheinbar schwächeren Team. Jörg Manthey

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