Von Jörg Manthey

Bielefeld (WB). Im Hinspiel trug er noch Grün. Bei der 30:35-Schmach der TSG Altenhagen-Heepen gegen GWD Minden II hatte sich Johannes Krause als zweifacher Torschütze ausgezeichnet. Am Samstagabend im Heeper Dom will der 23-Jährige wieder treffen. Diesmal aber im roten Dress und ins Mindener Tor.

Da ergeht es Johannes Krause nicht anders als den weiteren drei Ex-Mindenern in Bielefelder Reihen: Vor seinem sechsten Pflichtspiel für die TSG wächst die Anspannung stündlich. »Wer sagt, es sei nichts Besonderes, gegen die alten Kollegen zu spielen, der irrt gewaltig«, meint Krause, nach Florian Öttking, Christopher Kunisch und Michael Boy bereits der vierte Handballer, der vorher für die Dankerser gespielt hat.

Sein Neubeginn bei der TSG, der für ihn erhebliche finanzielle Einbußen bedeutete, ging ohne »Nebengeräusche« vonstatten. »Das ist alles reibungslos gelaufen«. Johannes Krause ist ein zurückhaltender, besonnener Mensch. Sein Bestes möchte er Samstag geben, keinesfalls überdrehen. Und: »Hauptsache gewinnen«. Nein, ein Lautsprecher ist er nicht. An der Bielefelder Uni studiert der Rückraumspieler im zweiten Semester Latein und Germanistik. »Latein macht Spaß. Mein Opa war Lateinlehrer«, sagt er fast entschuldigend. »In der Schule konnte ich's immer gut. Sollte ich Lehrer werden wollen, ist das fast eine Einstellungsgarantie. Lateinlehrer werden überall händeringend gesucht«. Ein Stück aufregender geht es in dem Buch zu, das er gerade liest. »Wonderland Avenue«. Die Autobiographie einer Figur, die Rockgeschichte geschrieben hat: Danny Sugerman, Freund und später Manager der Doors, deren Musik Krause bevorzugt hört. Das Buch transportiert Sugermans ständige Aufsässigkeit. Die Faszination, die Jim Morrison auf seine Generation und auf ihn ganz persönlich ausstrahlte. Es handelt von Rebellion, Sex, Musik, Suff. Von Drogen, die Sugarman fast umbrachten. Krause schwärmt: »Die 60-er Jahre hatten einfach 'was«.

Das Handball-ABC erlernte er in Braunschweig, trainierte schon als 15-Jähriger bei den Regionalligaherren mit. Deren Coach damals: Volker Mudrow, noch TBV. In der Serie 2007/08 suchte Johannes Krause sein Glück beim TSV Hannover-Anderten und weckte mit 128 Toren das Interesse des Zweitligisten Wilhelmshavener TV. Nach einer Spielzeit dort kehrte er zurück zum Ex-Klub in die niedersächsische Landeshauptstadt, um sein Studium fortzusetzen. Sein neuerlicher Abschied, diesmal suchte er die Herausforderung bei Mindens Reserve, war verbunden mit Hoffnungen, eine GWD-Perspektive nach »oben« zu haben. Doch statt in der 2. Liga fand er sich am Ende gar in der »Dritten« wieder; Zeit, zu gehen.

Bei der TSG wusste er bislang zweimal so richtig aufzutrumpfen: Beim WHV-Pokalsieg über Eintracht Hagen II und am Samstag in Schalksmühle. »Er ist ein taktisch guter Spieler, der wenig Fehler macht«, urteilt Co-Trainer Martin Räber, der Krause gerne »mehr Mut« und »mehr Emotionen« einimpfen würde. »Als Rückraumspieler muss ich nach außen zeigen, dass ich im Rückraum spiele und Tore werfen will«.

Helmut Bußmeyer kann sich gut vorstellen, dass in dem 1,94-Meter-Mann noch ungeahnte Talente schlummern. »Er könnte gerne ein bisschen mehr aus sich herauskommen. Aber Johannes kann was, das hat er gezeigt«, lobt der Trainer den Halblinken (»Ich kann auch in der Mitte spielen«), der mit einer außergewöhnlichen Situation klarkommen müsse. Es sei schwierig, mitten in der Saison in eine gewachsene Mannschaft zu kommen. Die TSG habe ihm den Einstieg aber leicht gemacht, beteuert Johannes Krause. »Ich bin überraschend positiv aufgenommen worden. Menschlich ist das hier super, und sportlich wird's auch immer besser«.

Im April wollen sich TSG-Geschäftsführer Manfred Quermann und der Spieler zusammensetzen, um Vorstellungen über die sportliche Zukunft auszuloten. Bis dahin möchte Krause gerne noch einige »Bewerbungsspiele« abliefern. Und Samstag damit anfangen . . .

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