Bielefeld (WB). Christian Grunow (38) ist Finanzberater, Sponsorenakquise und Netzwerke spinnen sein Ding. Auch auf ihm ruhen die Hoffnungen der TSG Altenhagen-Heepen, bis zum Stichtag 20. April potenzielle Geldgeber zu finden, damit ein eventueller Aufstieg in die eingleisige 2. Handball-Bundesliga nicht an mangelhaften Rahmenbedingen scheitert.

WB-Sportredakteur Jörg Manthey sprach mit Christian Grunow.

Von 160 000 Euro auf annähernd 500 000 Euro: Wie realistisch ist es, binnen sechs Wochen die Weichen dahin gehend zu stellen, den Etat zu verdreifachen?

Christian Grunow: Die Frage beinhaltet ja schon fast die Antwort. Es ist doch absolut anerkennenswert, wie gewaltig sich die Spieler auf dem Feld reinhängen. Meister sind wir damit trotzdem noch lange nicht. Und es ist doch nur fair, wenn der Verein auch auf dem Marketingsektor sein Bestes gibt und versucht, dem sportlichen Erfolg weiter finanzielle Nahrung zu zuzuführen. Das gestaltet sich natürlich schwierig, aber es gibt Möglichkeiten und Wege der Präsentation.

Stimmen Sie zu, wenn ich behaupte, aktuell hat die TSG die größte Sponsorenoffensive seit dem Abstieg aus der 2. Bundesliga im Jahr 2003 gestartet?

Grunow: Das ist zweifellos so. Es ist jetzt unsere Aufgabe, auf die TSG und ihre Perspektiven aufmerksam zu machen. Da ist viel Gesprächsbedarf, viel Überzeugungsarbeit notwenig, aber es gibt durchaus schon Lichtblicke von Sponsoren in spe. Gerade am Montag hatte ich ein geniales Gespräch. Das zeigt mir, dass das Potenzial da ist.

Wie sehr spielt es Ihnen in die Hände, dass der DSC Arminia vor dem Absturz steht? Sprudeln da plötzlich ungeahnte Geldquellen?

Grunow: Nein. Fußball und Handball sind immer noch zwei paar Schuhe. Es ist nicht gesagt, dass reduziertes Engagement beim DSC automatisch eine Hinwendung zu uns bedeutet. Gleichwohl sind wir natürlich bemüht, auch in diesem Kreis auf uns aufmerksam zu machen. Das gehört zu unseren Hausaufgeben. Diesen Zug wollen wir nicht an uns vorüberfahren lassen. Wir loten alle Seiten aus und gehen offensiv mit dieser Thematik um.

Ein Großsponsor, der sein Herz für die TSG entdeckt, das wäre doch was, nicht wahr?

Grunow: Da würde sicher keiner von uns Nein sagen. Aber wir möchten uns in keine Abhängigkeit begeben. Uns ist bei dem Ansinnen, die TSG als Marke zu etablieren, an Nachhaltigkeit gelegen. Wir sind bislang gut damit gefahren, uns möglichst breit aufzustellen. Für die 2. Liga müssen unsere Schultern aber ungleich breiter werden . . .

Hand aufs Herz: Natürlich will jeder Sportler aufsteigen. Aber wie sinnvoll wäre Zweitklassigkeit und damit Einzug des Profitums für diese TSG? Können Sie die Sorge manches Funktionärs nachvollziehen, dass ein Aufstieg die Aufbauarbeit vieler Jahre zunichte machen könnte?

Grunow: Jeder, der Sport treibt, will so hoch kommen, wie es geht. Natürlich rollt mit dem Aufstieg eine gewaltige Kostenlawine auf uns zu, und es stünden dann reichlich Veränderungen hin zur Professionalität an. Vermehrte Umzüge in die Seidensticker Halle. Die Heimspiele müssten Eventcharakter bekommen. Womöglich könnten einige Jungs beruflich bedingt dem wachsenden zeitlichen Aufwand nicht mehr gerecht werden. Hauptamtlichkeit in der Sponsorenbetreuung und, und, und. Doch ich denke, ich spreche für die TSG, wenn ich behaupte: Die Strukturen im Verein sind inzwischen so gewachsen – eine Legionärstruppe mit ausländischen Spielern wird es bei der TSG definitiv nicht geben! Wir werden immer bemüht sein, einen hohen Identifikationsgrad zu schaffen.

Egal, welche Summe am 20. April unter dem Strich steht: So ganz vergeblich dürften Ihre Marketingaktivitäten nicht sein. Schließlich will auch eine weitere Drittligasaison finanziert sein. Die hat es angesichts zahlreicher Absteiger aus Liga zwei in sich.

Grunow: Klar. Den Klassenverbleib in der nochmals aufgewerteten 3. Liga zu schaffen, wird wieder zu einer echten Herausforderung. Da werden tolle Spiele auf uns zukommen. Wenn wir die Voraussetzungen für die Finanzierung einer Zweitligasaison nicht hinkriegen sollten, möchte ich aber vor die Mannschaft treten und reinen Herzens sagen können: Jungs, wir haben alles probiert! Aber es hat nicht gereicht!

Wieviel Zeit investieren Sie dieser Tage so für den Verein?

Grunow: Och, da komme ich locker auf drei Stunden täglich. Es geht ja nicht nur darum, Geldgeber für unsere »Erste« zu begeistern. Schließlich muss ich als künftiger Trainer der 2. Mannschaft einiges organisieren. Dazu wollen Grundlagen für das 25. TSG-Vereinsjubiläum in diesem Jahr geschaffen werden . . .

Neuste Galerie

09.02.24: 1. Herren - TV Emsdetten

Weitere 7707 Bilder sind in der Galerie.