Von Jörg Manthey
Bielefeld (WB). Welche Handball-Spielklasse ist in Bielefeld machbar? Eine seriöse Antwort auf diese Frage wird in den nächsten sechs Wochen sorgfältig abgeklopft. Gelingt es den Verhandlungsführern der TSG Altenhagen-Heepen nicht, den Etat von aktuell 160 000 Euro auf annähernd 500 000 Euro zu steigern, wird es nicht die 2. Bundesliga sein.

Vorsitzender Heinrich Rödding und Geschäftsführer Manfred Quermann gaben gestern Einblick in die Planungen des Spitzenreiters. Die sind für eine weitere Saison in der 2011/12 hochinteressanten 3. Handball-Liga weit gediehen. Ein ordentlicher Kader steht. Tor: Johnny Dähne/Pascal Welge. Linksaußen: Daniel Meyer, Florian Öttking. Rechtsaußen: Jens Limbach. Rückraum links: Christopher Kunisch, Johannes Krause. Mitte: Michael Boy, Marcel Müller. Rückraum rechts: Carsten Kappelt, Marcel Ortjohann (der wird Anfang Mai nach Absprache an der Schulter operiert). Kreis: Carl-Moritz Wagner, Tobias Fröbel.

Wobei Wagners Verbleib noch nicht endgültig geklärt ist. Quermann glaubt aber: »Die Tendenz geht dahin, dass er die Fahrerei von Düsseldorf nach Bielefeld auf sich nehmen wird«. Ebenso sei hinter Krause ein kleines Fragezeichen. Auf der Wunschliste steht jetzt noch ein guter Rückraumschütze. Einen Dämpfer musste die TSG am Dienstag verkraften: Der umworbene »Halblinke« Jens Wiese (LIT Handball Nordhemmern/Mdw.) hat abgesagt. Er schließt sich wohl dem Zweitliga-Vierten HSG Nordhorn-Lingen an.

Außer für die Aufsteiger aus der 3. Liga, denen eine Verlängerung bis April gewährt worden ist, endete gestern um 15.30 Uhr die Frist zur Einreichung der Lizenzanträge für die kommende eingleisige 2. Handball-Bundesliga. Weil die ein teures Unterfangen wird, haben etliche Klubs bereits ihren Startverzicht erklärt. Aus der 2. Liga Süd etwa HSG Frankfurt, Groß-Biberau und Groß-Umstadt, auch der OSC Rheinhausen sieht seine Zukunft in der 3. Liga. Aus dem Norden haben die HSG Varel und Wilhelmshaven (mit 600 000 Euro!) ebenfalls angegeben, keinen konkurrenzfähigen Etat realisieren zu können.

Die Argumentation der Rückzieher ist ähnlich. Die Entscheidung sei »mit Bedacht und Augenmaß« getroffen worden, die »wirtschaftlichen und sportlichen Anforderungen für einen seriös geregelten Spielbetrieb in der Profiliga zu hoch«. Peter Schreiber, Geschäftsführer der HSG Frankfurt, nennt eine Summe, die vonnöten sei, um »richtig mitmischen« zu können: Eine Million Euro!

Bei der TSG meinen sie etwa mit der Hälfte wirtschaften zu können. Gleichwohl sei klar: Bei einem Aufstieg in Liga zwei müsste der oben genannte Kader nochmals völlig umgekrempelt werden. »Unsere ganzen Berufstätigen werden diesen Weg nicht mitgehen können«, meint Manfred Quermann.

Zweit- oder drittklassig, Amateure oder Profis, Seidensticker Halle oder Heeper Dom: Sollten sich die sportlichen Ambitionen bis dann ohnehin nicht verflüchtigt haben, wird sich die TSG Altenhagen-Heepen bis zum 20. April positionieren. Mit der Abgabe der umfangreichen Lizenzunterlagen wird zugleich eine 20 000-Euro-Bürgschaft fällig.

Nun werden sechs Wochen Klinken geputzt: »Wir planen den Zweitliga-Aufstieg nicht, wir werden da hingedrängt. Dass wir gerade Spitzenreiter sind, ist ja eher zufällig«, sagt Heinrich Rödding. Doch die Mannschaft soll ihre Aufstiegschance erhalten. »Das sind wir ihr schuldig«. Der Knackpunkt: Wie verdreifache ich meinen Etat binnen sechs Wochen? Die intensiven Sponsorengespräche sind für Manfred Quermann nicht zuletzt eine willkommene Gelegenheit, »um sich überhaupt mal über die Perspektiven des Leistungshandballs in Bielefeld Klarheit zu verschaffen«.

Kommentar
Machen wir uns nichts vor: Die eingleisige 2. Bundesliga ist eine Nummer zu groß für die Feierabendhandballer der TSG Altenhagen-Heepen. Die Akzeptanz im Umfeld wäre gewiss da gewesen, hätte die TSG sich gestern offiziell in die prominente Liste jener Klubs eingereiht, die schon freiwillig ihren Verzicht auf einen Zweitligastart erklärt haben. Dass die Verantwortlichen alles Erdenkliche versuchen wollen, um der Mannschaft den möglichen Triumph nicht zu nehmen, ehrt sie. Dass ein neuerlicher Aufstieg die Feierlichkeiten zum 25. TSG-Bestehen ausgezeichnet flankieren würde, steht ebenso außer Frage. Doch Profitum verlangt auf dem wirtschaftlichen Sektor eben auch Profizahlen, und da passt es (noch) nicht. Apropos: Der Stammverein TSV Altenhagen 03 stottert unverzagt Altlasten aus bitterer Zweitliga-Vergangenheit ab, ist nach jahrelanger Tilgung endlich auf die Zielgerade eingeschwenkt. Ergo: Wünschen wir uns für die restliche Serie einen spannenden Kampf um die Meisterschaft mit unvergesslichen Momenten – möglichst ohne Aufstieg ins Unterhaus! Den Standard in der 2011/12 nochmals stärkeren 3. Liga zu halten, wird für diese TSG Herausforderung genug. Jörg Manthey

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