1. Herren | Westfalen Blatt | 23.11.10
Von Jörg Manthey
und Arndt Wienböker
Bielefeld (WB). Was für ein Déjà-vu! Als die TSG Altenhagen-Heepen in der zurück- liegenden Saison mit 24:36 bei Eintracht Hagen unterging, sollte eine Aussprache die Mannschaft zurück auf den rechten Pfad bringen. Die Gesprächstherapie zeigte tatsächlich eine durchschlagende Wirkung, es folgten schließlich stolze 11:1 Punkte in Folge.

Das war im Januar. Zehn Monate danach hat Eintracht Hagen den Heeper Dom mit 31:24 gestürmt und die Bielefelder ein weiteres Mal gedemütigt. Trainer Helmut Bußmeyer erhofft sich also einen ähnlichen Effekt, wenn am Dienstag Abend im Training Worte statt Bälle fliegen. »Der Funke innerhalb der Mannschaft springt nicht über. Ich habe das Gefühl, dass jeder Einzelne Sachen mit sich rumträgt. Die müssen einfach mal ausgesprochen werden. Wir versuchen alles auszuräumen. Es besteht immer die Chance, innerhalb kürzester Zeit was zu biegen«.

Wagner findet's peinlich
Für den Pädagogen war der sonntägliche Auftritt gegen den robusten Gast, der auf seiner Homepage »die beste Saisonleistung« bejubelte, über weite Strecken »eine Katastrophe« und »traumwandlerisch«. Kreisläufer Carl-Moritz Wagner fand's schlichtweg »peinlich«, was das Team dem eigenen Anhang anbot. Moritz Schneider führte die zahlreichen körperlichen »Malässen« der TSG-Spieler ins Feld und rätselte: »Vielleicht sind wir einfach kampfesmüde geworden. Fast in jedem Spiel rennen wir deutlichen Rückständen hinterher. Das geht unheimlich an die Substanz«.

Werner schiebt Frust
Als eine Erklärung für das Fehlerfestival führte Bußmeyer an, dass »wir Schwierigkeiten mit Mannschaften haben, die ganz lange spielen. Vorne finden wir dann nicht die Ruhe«. Und wer bitteschön solle »es richten, wenn es bei unseren Rückraumschützen nicht läuft?« Eine Teilantwort liefert der Trainer gleich mit. »Ötti hat sicher einen kleinen Bonus. Er hat häufig bewiesen, dass er ein Spiel biegen kann«. Großen Frust schiebt derweil Jan Henrik Werner. Seit der Bezirksligaspieler in der 3. Liga angeheuert hat, ist er über Kurzeinsätze nicht hinweg gekommen. Gleichwohl beteuert Bußmeyer: »Janni ist unglaublich wichtig für das Team«.

Für die Hagener war dieses Erfolgserlebnis vor ihren »Wochen der Wahrheit« der allerbeste Rückenwind. Doch aus Coach Krzysztof Szargiej spricht seine langjährige internationale Erfahrung, wenn er anmerkt: »Wir brauchen jetzt nicht in irgendeine Euphorie zu verfallen. In dieser Liga kann jeder jeden schlagen. Zufriedenheit wäre tödlich«.

Auswärtssieg ist Pflicht
Folglich wäre also auch die TSG gut beraten, am Samstag ihren »Namensvetter« Hatten-Sandkrug nicht zu unterschätzen, obgleich der Tabellenletzte bei elf Versuchen erst einmal gewonnen hat. Nach 0:4 Punkten hintereinander lässt Bußmeyer in Niedersachsen gar nichts anderes gelten als einen Sieg: »Das ist einfach ein Gegner, den wir schlagen müssen, wenn wir in die 3. Liga wollen – auch auswärts«.

»Pocke« auf Platz vier
Der TuS 97 Bielefeld-Jöllenbeck ist in der Oberliga die Mannschaft der Stunde. Sieben Siege am Stück haben aufhorchen lassen und so langsam legen die Jürmker auch ihre Zurückhaltung ab. »Wir machen immer weniger Fehler. Das passt einfach gut zusammen«, sagt Rückraumspieler Sebastian »Pocke« Kopschek, der mit 75 Saisontreffern den vierten Platz in der Torschützenliste der Oberliga Westfalen belegt.

Das 38:23 gegen das ersatzgeschwächte Schlusslicht TV Verl war unterm Strich eine Pflichtaufgabe für den aufstrebenden TuS 97, der unter Trainer Walter Schubert zu einer attraktiven, modernen Spielweise gefunden hat. Das wird auch vom Publikum honoriert. Am Samstag war die Haupttribüne der Realschulsporthalle mit gut 500 Zuschauern voll besetzt. »Es hat sich herumgesprochen, dass hier wieder erfolgreicher Handball gespielt wird«, unkt TuS 97-Urgestein Frank Brennecke.

»Buddha«
unaufgeregt

Die große Substanz, die der Verein bietet, macht sich nun positiv bemerkbar. So können die zahlreichen verletzungsbedingten Ausfälle intern aufgefangen werden. Bestes Beispiel ist Torwart Christian Trittin, der aus der Landesliga kommt und auf Anhieb zu einer verlässlichen Stütze zwei Klassen höher aufgestiegen ist. »Ich freue mich natürlich riesig, dass es so super läuft und ich so gut reingefunden habe«, sagt »Buddha«, der sich ansonsten völlig unaufgeregt präsentiert: »Ich kenne die Jungs ja alle schon seit der Jugend und habe öfters bei der Ersten mittrainiert.«

Kern muss sich gedulden
Auf Trittin und A-Jugend-Keeper Lennert Iseringhausen wird es auch in den nächsten Wochen ankommen, denn Thorsten Lehmeier und Norman Kern fallen weiterhin aus. Bei »Moppel« Lehmeier musste eine Entzündung im Knie operativ behoben werden, Kern hat sich einen Innenbandanriss im Knie zugezogen. »Sechs Wochen wird es wohl insgesamt dauern, bis ich wieder spielen kann«, wagt Routinier Kern eine Prognose.

Ebenfalls operiert worden ist mittlerweile Nils Grothaus. Bei dem Allrounder wurde eine Sehne in der Schulter geglättet. Grothaus: »Ich habe ein gutes Gefühl. Die Schmerzen sind jedenfalls weg. Wie lange ich aussetzen muss, kann ich aber noch nicht sagen.«

Schubert hat Vertrauen
Wenn am kommenden Samstag um 18 Uhr in der Augustdorfer Witex-Halle die »Wochen der Wahrheit« beginnen, könnten auch die »Bank-Joker« Ralf Bruelheide und Eric Husemann zum Ass im Jöllenbecker Ärmel werden. Zunächst wird Schubert aber auch in den Topspielen seinen Youngstern plus Regisseur Jasmin Gojacic das Vertrauen schenken: »Ich freue mich für die Mannschaft. Sie hat sich diese Ausgangsposition hart erarbeitet und auch verdient.«

Nun ist der Ex-Nationalspieler gespannt, wie sich sein Team gegen die Spitzenmannschaften aus Augustdorf, Lemgo, Menden und Gladbeck präsentieren wird. Schubert: »Die nächsten Wochen werden zeigen, ob wir ganz oben mithalten können oder uns noch hinten anstellen müssen.« Mit dem bisher Erreichten zeigt sich der Trainer mehr als zufrieden: »Bei mir herrscht eine große Erleichterung, dass wir nach zehn Spielen 18:2 Punkte haben. Wir können jetzt ohne jeden Druck aufspielen. Wenn wir nach der Hinrunde sechs Minuspunkte hätten, wäre das immer noch super.«

Augustdorf angeschlagen
Die »Musketiere« erlebten beim 26:38 in Gladbeck ein Debakel. Der desolate Auftritt seiner Mannschaft war Trainer Laszlo Benyei ein Rätsel. Auch Manager Udo Schildmann wollte nach der ersten Saisonpleite schnell zur Tagesordnung übergehen: »Wir müssen diese Niederlage abhaken und den Fokus auf das Jöllenbeck-Spiel richten.« Die Rückraumspieler Dennis Gote (Achilles- sehnenreizung) und Stanislav Lutzschizki (Bänderverletzung) mussten in Gladbeck angeschlagen vom Feld.

Eine Runde weiter
Jöllenbecks Frauen sind unterdessen kampflos in die zweite Pokalrunde auf Westdeutscher Ebene eingezogen. Da der eigentlich zugeloste Gegner TV Roetgen gar nicht für den WHV-Pokal gemeldet hat, bekam die Mannschaft von Trainer Thomas Rolf nachträglich ein Freilos.

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