1. Herren | Westfalen Blatt | 16.11.10
Von Jörg Manthey
und Arndt Wienböker
Bielefeld (WB). »Eine Katastrophe. Jeder weiß, wie Minden nicht erst seit gestern spielt. Das ist kein Geheimnis. Wir wissen genau, was zu tun ist - aber setzen es einfach nicht um«, klagte Altenhagen-Heepens Kapitän Johann-David Starck nach der schmerzhaften Lektion in Sachen Tempohandball. Die bittere 30:35-Pille bereitete ihm auch gestern noch Bauchschmerzen.

Statt es sich auf Tabellenplatz vier behaglich zu machen, ist die TSG in der Tabelle vom Sieger überholt worden und rangiert als Sechster nach »Miesen« bloß noch einen Zähler vor Abstiegsplatz zehn, den zurzeit der Leichlinger TV (9:9) innehat. »Im Niemandsland« wähnt Starck sein Team, immer noch genervt und »mies gelaunt« von den Fehlern, die die TSG von Anfang bis Ende und auf allen Ebenen produzierte. Da passte es ins Bild, dass auch der TSG-Live-Ticker hakte.

Henrik Ortmann in den halbrechten Rückraum zu beordern, war keine glückliche Entscheidung. Und erst spät wählte die TSG die probate Möglichkeit, gegen Mindens offensive 3:2:1-Deckung mit zwei Kreisläufern zu agieren, was prompt aufging. Die GWD-Gegenstöße pieksten wie Nadelstiche, der hohe Acht-Tore-Rückstand zermürbte. Die allgemeine Gereiztheit stieg. Fehler wurden gerne beim Nebenmann gesucht. »Wir haben in der Kabine noch lange zusammengesessen und Ursachenforschung betrieben«, sagte Mittelmann Michael Boy. »Um da zu gewinnen, muss die Leistung passen. Das war bei uns nicht der Fall. Wir haben zu viele freie Chancen ausgelassen«.

Starcks Appell: »Es sind zwei Punkte, die uns ärgerlich fehlen. Doch es wäre falsch, nach dieser Niederlage alles in Frage zu stellen. Wir sind besser, wenn wir wollen«. Und diese Behauptung soll schon am Samstag Eintracht Hagen zu spüren bekommen.

Hatten ohne Feldspieler
Zu keiner alltäglichen Szenerie kam es im chaotischen Drittligaspiel des neuen Spitzenreiters TuS Ferndorf bei der TSG Hatten-Sandkrug (40:28). Nach 37 Minuten gerieten die 120 Zuschauer außer sich, warfen Gegenstände aufs Feld. Grund: Das Team des Gastgebers bestand nach sechs (!) Zeitstrafen in dieser Phase nur noch aus Torhüter Jan-Peter Steffens; alle Feldspieler drückten die Strafbank. Hatten-Sandkrug legte nach dem Schlusspfiff Protest gegen die Spielwertung ein.

Ein Tag Spitzenreiter
Oberligist TuS 97 Bielefeld-Jöllenbeck beweist seit Wochen, dass ein kleiner Kader nicht unbedingt ein Nachteil sein muss. »Eine gewisse Zeit kann man Ausfälle kompensieren, aber nicht über Monate oder gar eine ganze Saison«, sagt Trainer Walter Schubert. Jüngste Neuzugänge auf der Verletztenliste sind Nils Grothaus (wird diese Woche an der Schulter operiert) sowie die beiden Torhüter Norman Kern und Thorsten Lehmeier. Doch auch davon ließen sich die Jürmker nicht beirren. Beim 23:20 in Riemke feierten sie ihren sechsten Sieg in Folge und stürmten zumindest für einen Tag an die Tabellenspitze.

»Momentan springt bei uns immer der Richtige in die Bresche«, freut sich Schubert über ein intaktes Mannschaftsgefüge. In Bochum waren es Torwart Christian Trittin und Altmeister Ralf Bruelheide, die zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Fleck standen. Auf Trittin wird es wohl auch an diesem Samstag im OWL-Derby gegen TV Verl ankommen, denn bis dahin wird »Moppel« Lehmeier (Entzündung im Knie) wohl noch nicht wieder spielen können. »Buddha« Trittin wurde bei der Landesliga-Reserve (23:32 bei Sparta Münster) schmerzhaft vermisst.

Gegen Verl nachlegen
Bei einem Sieg gegen den Vorletzten aus Verl winkt dem TuS 97 am Samstag die Oberliga-Spitze, denn der neue Tabellenführer VfL Gladbeck muss gegen die HSG Augustdorf/Hövelhof antreten. So weit will Schubert aber noch nicht denken: »Wir freuen uns über die 16 Punkte, die wir auf dem Konto haben, und wollen gegen Verl nachlegen. Dann können die Topspiele kommen.« Riemkes Trainer Dieter Lenz zeigte sich nach der Pleite gegen Jöllenbeck, der fünften in Folge, so richtig bedient: »Mit Handball hatte das nichts mehr zu tun. Das waren einfachste Bälle, die wir vergeben haben. Wir sind jetzt höchst gefährdet.«

30:30 unnötig
Das einzige ungeschlagene Oberliga-Team bleibt HSG Augustdorf/Hövelhof. Beim 30:30 gegen HSG Menden/Lendringsen gaben die Lipper jedoch den ersten Zähler ab. »Der Punktverlust war vollkommen unnötig. Wir sind am Ende für unsere fehlende Cleverness bestraft worden«, sprach Teammanager Udo Schildmann Klartext. 24 Sekunden vor der Schlusssirene ermöglichte ein Augustdorfer Stürmerfoul Menden nochmals Ballbesitz. Tobias Genau erzielte mit dem Abpfiff das 30:30 aus dem Rückraum. Nun muss Augustdorf zum Topspiel nach Gladbeck. Der VfL hat nach dem problemlosen 29:22 in Verl den Tabellenthron bestiegen.

Quittung für halbe Kraft
In der Landesliga verpasste die HSG EGB Bielefeld eine optimale Ausgangsposition für das Verfolgerduell am kommenden Samstag gegen den TV Großenmarpe. Hätte die Mannschaft von Trainer Matthias Foede ihr Heimspiel gegen Handball Lemgo III (37:38) nicht leichtfertig aus der Hand gegeben, wäre Platz zwei hinter Topfavorit HSG Löhne-Obernbeck der Lohn gewesen. Eben diese Löhner wurden eine Woche zuvor mit 37:32 aus der Halle in Gadderbaum geschossen. »Das hatten meine Spieler wohl noch im Kopf. Die Niederlage gegen Lemgo ist höchst ärgerlich. Wenn die Jungs aber meinen, es geht mit halber Kraft, bekommen wir zurecht die Quittung«, ärgerte sich Foede. Besonders bitter: Lemgo traf in der Schlusssekunde per Siebenmeter zum Sieg und der einzigen Führung im ganzen Spiel.

Rödding bleibt der Boss
Die Mitgliederversammlung der TSG Altenhagen-Heepen unter Teilnahme der beiden Vorsitzenden der Stammvereine Gerd Fuhrmann (SV Heepen) und Klaus Güse (TSV Altenhagen 03) war eine harmonische Angelegenheit. Der alte und neue TSG-Chef Heinrich Rödding bilanzierte eine weiter steigende Mitgliederzahl auf mehr als 580 Handballerinnen und Handballer - die absolute Obergrenze an Hallenkapazitäten und für alle Übungsleiter, Betreuer und Funktionäre. Die Berichte aus den einzelnen Bereichen deuteten darauf hin, dass aufgrund der puren Menge der Kinder in Jugendbereich manchmal die Qualität der Ausbildung leidet.

Hier soll durch verbesserte Aus- und Fortbildung im Trainerbereich Abhilfe geschaffen werden. Besonders erfreulich nannte Rödding die steigenden Zuschauerzahlen und die wunderbare Stimmung bei den Spielen der ersten Herren-Mannschaft.

Der mit Spannung erwartete Kassenbericht fiel mit einem positiven Ergebnis aus. Hier zeigte sich der Erfolg der im Vorjahr durchgeführten Beitragsanpassung. Die anstehenden Wahlen verliefen ohne Überraschungen. Alle zur Wahl stehenden Amtsinhaber wurden in ihren Funktionen bestätigt. Weiter auf der Tagesordnung stehen bei der TSG besonders die Vorbereitungen zum 25-jährigen Fusionsjubiläum im nächsten Jahr.

Der neue TSG-Vorstand -
1. Vorsitzender: Heinrich Rödding,
2. Vorsitzender: Thomas Rost,
3. Vorsitzender: Wolfhardt Werner,
Finanzen: Karl-Heinz Gutmann,
Schriftwart: Fritz Kölling,
Presse/Medien: Hans-Ulrich Starck,
Spielwart: Johann Rödding,
Damen: Astrid Seiger,
Schiedsrichter: Edward Heiderstädt,
Jugend männlich: Uwe Kipp,
Jugend weiblich: Marion Diekmann.

Schneider zum Lehrgang
Thorben Schneider aus der B-Jugend-Oberligamannschaft des TuS 97 Bielefeld-Jöllenbeck ist für den Westfalenauswahl-Lehrgang (Jahrgang 1995/1996) am 26. und 27. November in Dortmund nominiert worden. Bei den Mädels freute sich Julia Räber von der TSG Altenhagen-Heepen wohl über eine Einladung, muss allerdings verletzungsbedingt passen.

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