1. Herren | Westfalen Blatt | 28.09.10
Sorge um bröckelnde Beton-Abwehr - Wagner mahnt »schnelles Umdenken« an - Torhüter Welge möchte in Aurich wieder helfen

Bielefeld (WB). Klar, die Saison ist erst drei Spieltage jung. Insofern sollte man vielleicht nicht dramatisieren, dass die TSG Altenhagen-Heepen in der 3. Liga Position zehn und mithin den ersten Abstiegsplatz einnimmt.

Fatalerweise hat die TSG aber nun zwei dicke Brocken vor der Brust: Am Sonntag führt die Reise zum heimstarken Spitzenreiter OHV Aurich, dann kommt der TV Wermelskirchen. Da ist zweimal eine gute Tagesform vonnöten.
Zudem ist mit Mittelmann Marcel Müller und Kreisläufer Tobias Fröbel auf Monate hinaus nicht zu rechnen. Das »schlechte Gefühl«, dass Müller am Sonntag sofort hatte, wurde von Dr. Jungmanns erster Verdachtsdiagnose erhärtet. Die Teamgefährten trafen sich am Abend in der Röhre. Die niederschmetternde Diagnose: Müllers linkes Kreuzband ist gerissen, bei Fröbel ist das rechte Kreuzband durch. Heute steht für das Duo ein weiterer Termin bei Dr. Jungmann an. Die TSG-er bemühen sich jetzt um einen schnellen Operationstermin. Um ein halbes Jahr Pause kommen Fröbel und Müller nicht herum. Für die TSG heißt das: es ist Handlungsbedarf gegeben.

Grunow eine Alternative
Als denkbare interne Alternativen kämen lediglich »Standby-Spieler« Christian Grunow und Jan-Henrik Werner aus der »Zwoten« in Betracht, der bereits mittrainiert. Nach Ostfriesland könnte Grunow wohl mitfahren, aber ab dem 10. Oktober ist der Familienurlaub geplant. »Wir müssen die Situation annehmen und da irgendwie durch. Unsere Möglichkeiten sind eingeschränkt«, sagt TSG-Chef Heinrich Rödding.

Zu viele Gegentore
Anlass zur Besorgnis gibt inzwischen die Zahl der Gegentore: 99 in drei Spielen - nur Aldekerk und Schlusslicht HSE Hamm (beide 106) kassierten noch mehr als die TSG. »Das ist erstaunlich. Wir konnten uns bisher immer auf unsere Deckung verlassen. Ich weiß nicht, womit das zu tun hat. Auf jeden Fall ist es aber eine Frage der Bereitschaft, mehr zu investieren«, rätselt Trainer Helmut Bußmeyer ob der ungenügenden Gegenwehr bei Henrik Ortmann und Co. »Arroganz können wir uns nicht leisten. Dafür sind die anderen zu stark«.
Weniger Balleroberung heißt auch: weniger Tore aus der ersten und zweiten Phase. Gleichwohl stellt Altenhagen-Heepen aktuell mit 101 erzielten Treffern den durchschlagskräftigsten Angriff und mit Christopher Kunisch (23/6) den zweitbesten Schützen der Liga. Und das, obwohl Co-Trainer Martin Räber im flotten Spiel gegen Aldekerk wie schon gegen die »Nordies« kaum hinterher kam, in seiner Statistik die Bielefelder Fahrkarten mit Strichen festzuhalten. »Mit einer einigermaßen ordentlichen Quote hätten wir ja sogar die 50 vollmachen können«, mutmaßt Bußmeyer.

Wagner: »Warnschuss«
Freude oder Erleichterung ob der erfolgreichen Aufholjagd (Bußmeyer: »Wir hätten am Ende sogar gewinnen müssen, es aber nicht verdient gehabt«) wollte bei Carl-Moritz Wagner nicht einschießen. Er ärgerte sich kolossal über das Remis und verstand das Ergebnis als Warnschuss. »Die Zeiten, in denen wir ohne großen Aufwand gewinnen, sind vorbei. Das muss in die Köpfe. Dieses Umdenken muss schnell erfolgen. Wir müssen in jedem Spiel 100 Prozent geben. Auch wenn sich das klischeehaft anhört: Für uns ist jedes Spiel ein Endspiel«. Der 25-Jährige hat heute seinen großen Tag: In Münster steht seine Prüfung zum dritten Staatsexamen an, dass aus den Pharmazeuten Wagner den Apotheker Wagner macht. Von Mittwoch an wäre er dann befähigt, eine Apotheke zu leiten.
Martin Räber resümierte: »Erst in der zweiten Halbzeit haben wir die Leidenschaft entdeckt. Sonst wäre es in die Hose gegangen«. Auch die Schiedsrichter bekamen von ihm ihr Fett weg. »Die haben sich nahtlos unserem schlechten Spiel angepasst«.

Dähne steigert sich
Als die 6:0-Verteidigung endlich kompromisslos zupackte, lief auch Johnny Dähne zu Hochform auf. Das ließ ihn schlussfolgern: »Dieses Spiel hat gezeigt, wie abhängig der Torwart von der Abwehr ist - und umgekehrt«. Rechtsaußen Jens Limbach merkte selbstkritisch an: »Wir waren lange in unserem Trott und haben nicht ins Spiel gefunden. Zum Glück haben wir den Hebel noch umgelegt. Wir wollten uns eigener Halle nicht so hoch abschlachten lassen«.

Der verhinderte Pascal Welge stöhnte auf der Tribüne: »Ich bin total durchgeschwitzt und mit den Nerven am Ende. Als wir in der 45. Minute mit sieben Toren zurücklagen, ist meine Hoffnung geschmolzen. Wahnsinn, wie die Jungs das noch aufgeholt haben«.

Gut möglich, dass Carlo Börstings »Entwicklungshilfe« im TSG-Tor - er wurde bei seinem Kurzeinsatz frenetisch bejubelt - in dieser Woche endet. Welge möchte nach seinem Bänderriss am Freitag wieder ins Training einsteigen. »Wenn alles gut läuft, kann er Sonntag in Aurich spielen«, gibt sich Physiotherapeut Karsten Keller zuversichtlich.

Schubert will Lockerheit
Beim Oberligisten TuS 97 Bielefeld-Jöllenbeck herrscht nach dem 22:25 beim TSV Hahlen Ernüchterung. »Es war ja klar, dass unsere kleine Siegesserie irgendwann reißt, aber gegen diesen Gegner musste das wirklich nicht sein«, sagte Trainer Walter Schubert. Er registrierte »viel Gewürge« im Spiel seiner Truppe. Ein Entwicklungsprozess sei erkennbar, allerdings »müssen wir die Leistungsschwankungen rauskriegen«. Schubert: »Wir brauchen mehr Konstanz.« Warum seine junge Mannschaft in Drucksituationen noch viel zu oft in »alte Muster« verfällt und die letzte Konsequenz vermissen lässt, weiß er auch nicht: »Ich wünschte, die Jungs könnten die Lockerheit aus dem Training auf die Spiele übertragen.«

Gojačić »Dummheit«
Untröstlich zeigte sich nach der erneuten Pleite im Hahler Feld Jasmin Gojačić. Jöllenbecks Spielmacher sah nach einer kleinen Rangelei mit Hahlens Torjäger Hendrik Thielking, der es diesmal nur auf drei Tore brachte, die Rote Karte und wird dem TuS 97 mit ziemlicher Sicherheit im kommenden Heimspiel gegen den Soester TV fehlen. »Das war dumm von mir«, ärgerte sich Gojacic, dessen Platzverweis aber von allen Beteiligten als überzogen dargestellt wurde. Gojačić: »Thielking macht mich fest, ich will mich befreien und reiße mich los, er schmeißt sich hin. Die Schiris zeigen mir Rot und kündigen eine Sperre von einem Spiel an. Das passte irgendwie ins Bild. Wir hatten alle einen schlechten Tag.«

Als Offizieller auf der TuS 97-Bank saß erneut Ralf Bruelheide. Ob »Tüdden« im Fall einer Sperre gegen Gojacic sein Comeback als Spieler geben wird, ließ Schubert noch offen.

TuS 97 auf DVD studiert
Hahlens Coach Detlef Meyer, der in Torwart Dennis Bekemeier, Rückraumspieler Marc Pohlmann (7/2) und Linksaußen Torben Rohlfing (7) seine Aktivposten hatte, freute sich über den Erfolg gegen seinen Kollegen Schubert, mit dem er früher gemeinsam bei GW Dankersen in der Bundesliga gespielt hatte: »Wir haben Jöllenbeck ausgiebig auf DVD studiert. Ich habe meiner Mannschaft vorher gesagt, wenn wir Bielefeld unter 25 Toren halten, gewinnen wir. So ist ja auch gekommen.«

Nosseks Vorfreude
Zu beneiden ist derzeit Heiko Nossek , Trainer der TuS 97-Reserve in der Landesliga. Sein Team hat 6:0 Punkte und hat am kommenden Wochenende den absoluten Aufstiegsfavoriten TSV Ladbergen vor der Brust. Nossek gibt sich zurückhaltend, wenn er sagt, »dass wir eigentlich da oben nicht hingehören.« Dafür fehle seinem Team die Konstanz. Als Beleg dafür diente der letztlich ungefährdete Sieg gegen die TG Hörste (31:22). So dominierte der TuS 97 II um den immer stärker werdenden Mittelmann Leon Ludwigs, den treffsicheren Fynn Kastner und Urgestein Marc Steinschmidt die Partie bis zum 11:4 nach Herzenslust, um dann in Hektik und ein Festival an individuellen Fehlern zu verfallen. Doch nach dem ersten Rückstand (13:14) drehte die Truppe wieder auf und erlegte den Gegner mit einem Zwischenspurt von 7:0. Dabei konnten sich die Jürmker auf Keeper Christian »Buddha« Trittin verlassen. Nossek: »Er ist ein super Rückhalt, aber insgesamt sind wir eben noch grün hinter den Ohren. Dennoch freue ich mich auf das Spitzenspiel in Ladbergen. Die Halle wir rappelvoll sein und meine Jungs können zeigen, was sie können.«

Rolf-Team hebt ab
Auch die Damen des TuS 97 setzen ihren Höhenflug fort: Nach den ersten drei Spielen in der Verbandsliga stehen sie mit 6:0 Punkten an der Tabellenspitze - und das als Aufsteiger. »Zu Beginn hatten wir zwei einfache Gegner mit wenig Durchschlagskraft«, versucht TuS 97-Trainer Thomas Rolf, den Ball flach zu halten. »Die HSG EURo war der erste richtige Prüfstein.« Diesen meisterten die Aufsteiger und schickten den Titelaspiranten mit 29:26 nach Hause. »Die Stimmung in der Halle war aber auch super, das überträgt sich auf die Mannschaft«, freut sich Rolf über die Unterstützung von außen. Ein fantastischer Start, »mit dem ich nicht gerechnet habe«. Die Mischung aus erfahrenen und jungen, temporeichen Spielerinnen stimmt. Der Erfolg der Jürmkerinnen liegt in der guten Deckung und einer starken Torfrau Stella Schulz. Die spielte 2009/10 noch in der A-Jugend-Regionalliga und hütet jetzt nahezu alleinverantwortlich den TuS 97-Kasten. Die zweite Keeperin ist derzeit verletzt. »Stella verkauft sich super«, lobt Rolf. Was mit dieser Crew noch möglich ist, da will er sich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. »Warten wir erstmal die Hinrunde ab. Es kommen noch stärkere Gegner wie Absteiger Königsborn. Da müssen wir uns steigern, um zu gewinnen.«

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