Von Jörg Manthey

Bielefeld (WB). Die TSG Altenhagen-Heepen hat die Leidensfähigkeit ihrer Anhängerschaft auf eine harte Probe gestellt. Beim 36:36 (16:22) gegen Aufsteiger TV Aldekerk 07 lag der Handball-Drittligist 15 Minuten vor Schluss mit 24:31 im Hintertreffen – dann begann im Heeper Dom die furiose Aufholjagd.

Kapitän Johann-David Starck, der überraschend von der 34. Minute an den rechten Flügel besetzte, meinte finster: »Die erste Halbzeit war eine Katastrophe. Der Gegner zeigt genau das, was wir 24 Stunden vorher auf Video gesehen haben. Wir wissen, was zu tun ist, setzen aber nichts davon um. Wir haben in der Deckung gestanden wie die Muppets Show«. Neben dem Punktverlust musste die TSG zwei Ausfälle beklagen; Tobias Fröbel (18., rechtes Knie) und Marcel Müller (34., linkes Knie) konnten nicht mehr mitwirken und werden heute bei Dr. Eckard Jungmann untersucht.

Die Partie war keineswegs wegen des handballerischen Niveaus von besonderer Bedeutung. Vielmehr sorgte die Dramaturgie zunehmend für Kurzweil und Schweißausbrüche. Die TSG, die nach einem kapitalen Fehlstart früh mit 1:4 (4.) ins Hintertreffen geriet, konnte im gesamten Verlauf nicht ein Mal in Führung gehen.

Zum zweiten Mal binnen sieben Tagen entlarvte ein dynamischer Gegner die ungenügende Einstellung der Bielefelder Abwehr, deren Unsicherheiten sich auch auf die Angriffsquote übertrugen. Nach Limbachs Heber zum 15:16 (24.) brach der Gastgeber vollends ein und schien zur Pause auf der Verliererstraße – 16:22. Torhüter Johnny Dähne beklagte »null Aggressivität« seiner Vorderleute.

Kopfschütteln ob der tranigen, ja lethargischen Vorstellung war beim Gang in die Kabine die vorherrschende Bewegung der ratlosen TSG-Spieler. Im Angriff konnten weder Marcel Müller noch Henrik Ortmann die Rolle des Lenkers und Denkers erfüllen. Fast über die gesamte Distanz versuchten die TSG-er mit der Brechstange, mit Einzelaktionen die Wende zu erzwingen.

Die Verteidigung wurde mit einfachsten Rezepten wie Einlaufen ausgehebelt. »Die haben simple Sachen gut gespielt. Das hat an dem Abend gegen uns gereicht«, sagte Carsten Kappelt und sprach von »Kopfsache. Fünf Prozent mehr Konzentration bei jedem von uns, jeder mit einem Fehler weniger, und wir hätten das Ding sicher gewonnen«. Erst als beim 24:31 (45.) die Lage fast aussichtlos war, entdeckte die TSG ihre Leidenschaft und ihren Kampfeswillen.

Nach Ortmanns 30:32 (51.) keimte wieder Hoffnung auf. Ab Minute 56 hatte Daniel Meyer seinen großen Auftritt und erzielte die entscheidenden Tore: Siebenmeter (33:35), Gegenstoß (34:35), Siebenmeter (36:36, 58.). »Da musste ich kühlen Kopf bewahren und den Ball irgendwie ins Tor befördern. Und hoffen, dass der Torwart nicht das gleiche denkt wie ich«. Angesichts der Schlussviertelstunde, die mit 15:5 ans Heimteam ging, urteilte Meyer: »In der zweiten Halbzeit haben wir eine 180-Grad -Wende hingekriegt. Ein Sieg wäre gerechtfertigt gewesen«. Den hatten Ortmann und Kappelt (Zeitspiel angezeigt, Pfosten) in der Hand. Mit der letzten Aktion und seiner 22. Parade hielt Dähne den Punkt fest. Er lenkte einen Freiwurf von Christoph Kleinelützum um den Pfosten.

TSG-Coach Helmut Bußmeyer vermisste jegliche Leichtigkeit: »Ich bin enttäuscht über unsere Leistung. Wir haben deren Torwart mit unseren halbherzigen Würfen zum Weltmeister gemacht«. Bei Aldekerks »Co« Uwe Möcking überwog die Freude über den Teilerfolg: »Riesenkompliment für unsere läuferische Einstellung. Wir hatten uns vorgenommen, Altenhagen-Heepen möglichst den Spaß am Handball zu verderben. Das ist uns gerade in der ersten Halbzeit gelungen«.

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