Von Jörg Manthey
Bielefeld (WB). Mit 57/13 Toren hat Christopher Kunisch die Vorbereitung als erfolgreichster Torschütze der TSG Altenhagen-Heepen abgeschlossen. Ein Indiz dafür, dass der Handball-Drittligist mit dem 25-jährigen Mindener, der im Rückraum vielseitig einsetzbar ist, einen prima Fang getätigt hat.

Trainer Helmut Bußmeyer hält viel von seinem einzigen Neuzugang, der in der abgelaufenen Serie mit 238/41 Treffern als drittbester Torschütze der Regionalliga West abgeschnitten hat. »Konny ist problemlos integriert worden. Der hat das Spiel verstanden und ist einer, der alles kann im Rückraum. Mit ihm können wir im Angriff ganz anderes Tempo gehen«, lobt Bußmeyer, der den 1,89-Meter-Mann auch in die 6:0 Stammdeckung eingebaut hat. Nicht nur als Vollstrecker bewies Christopher Kunisch in den Testspielen Fertigkeiten, ebenso als Wegbereiter mit gutem Auge für den freien Nebenmann. »Schon bevor er an den Ball kommt, macht er die Finte. Damit hat er einen Vorteil gegenüber dem Abwehrspieler«, nennt Bußmeyer einen weiteren Vorzug des spielintelligenten Neuen.

Den Spitznamen »Konny« hat er seiner bekannten Mutter zu verdanken. Kornelia Kunisch, die 200 Länderspiele für die DDR bestritt, gewann 1980 bei den Olympischen Spielen in Moskau als Spielmacherin die Bronzemedaille mit der DDR-Auswahl. Kunisch hat in allen Jugendmannschaften die Mindener Handballschule durchlaufen. Jetzt spielt er erstmalig bei einem anderen Verein. Ins neue Umfeld gewöhnte er sich rasch ein. Linksaußen Florian Öttking oder Torhüter Johnny Dähne kennt er schließlich schon seit einigen Jahren aus gemeinsamen Beachhandball-Einsätzen.

»Ich möchte verletzungsfrei bleiben und die Hoffnungen, die die TSG in mich setzt, erfüllen«, sagt der Rechtshänder bescheiden. Anders als bei GWD Minden II soll die Hauptlast des Werfens (und Treffens) nicht nur auf ihm liegen. »Wir haben individuelle Klasse, die das Augenmerk von mir ablenken wird«, sagt Kunisch. »Jeder wird seine Schüsse bekommen und sie sich nehmen«.

Bußmeyer möchte die eingespielte TSG in dieser verschärften Saison gerne »jenseits der Extremzonen« sehen – sowohl was die obere als auch die untere Tabellenregion angeht. Für die angestrebte Drittliga-Qualifikation muss der Vorjahresfünfte sieben Mannschaften hinter sich lassen. Minimalziel in diesem Ausscheidungskampf ist also das Erringen des neunten Ranges. TSG-Chef Heinrich Rödding glaubt, dass dazu mindestens 30 Punkte vonnöten sind.

Die Daumenrechnung: Jede zweite Begegnung muss gewonnen werden, oder eben jedes Heimspiel. »Wir wollen nicht bis zum letzten Spieltag zittern müssen«, so Rödding, der Wermelskirchen, Ferndorf und Hagen als die großen Drei der 3. Liga ansieht. Auftaktgegner Leichlinger TV möchte laut Trainer Frank Lorenzet auch »oben mitspielen«. Rödding verhehlt nicht, dass er am liebsten ebenfalls »über Platz fünf« abschneiden möchte.

Der kleine TSG-Kader pfiff in der Vorbereitung aus dem letzten Loch. Das große Verletzungspech ist nicht abgeklungen. Gegen Leichlingen droht auf jeden Fall der Ausfall Johann-David Starcks (Sprunggelenk). Moritz Schneider (Gehirnerschütterung) ist bei Anstrengungen immer noch schummrig vor Augen. Er musste bereits mehrfach das Training abbrechen. Henrik Ortmann (Antibiotikum wegen Erkältung) pausiert seit geraumer Zeit. Während der »Senior« des Teams für Samstag grünes Licht andeutet, spricht Physiotherapeut Karsten Keller in Schneiders Fall ein Machtwort. »Wenn Moritz am Freitag nicht normal mittrainiert, kann er am Samstag nicht spielen«. Gut, dass der Coach mit Christian Grunow für Notfälle einen »Standby-Spieler« in der Hinterhand weiß.

Mit Martin Räber bringt ein erfahrener Mann in dieser Saison verstärkt sein Knowhow ein. Offizieller Titel: Co-Trainer. Räber wird nicht nur die Spielstatistiken führen, sondern dienstags auch das Torwarttraining übernehmen.

Die abgelaufene Serie habe die TSG zur Freude des Beirats finanziell mit »einer schwarzen Null« abgeschlossen, erklärt Geschäftsführer Manfred Quermann. Für die Spielzeit 2010/11 kalkuliert der Klub mit einem Etat von etwa 150 000 Euro. »Der ist noch nicht ganz gedeckt. Aber es fehlen wirklich nur noch geringe Mittel«, dankt Quermann der Sponsorenschaft für ihre Treue. Auch die Zuschauer können ihr Scherflein zur Etatdeckung beisteuern. Im Schnitt werden etwa 450 zahlende benötigt . . . Leichlingen als ersten Gradmesser empfindet Quermann als »vernünftigen, strammen Gegner«, weshalb er auf bis zu 800 Besucher hofft. Die starke Vorsaison, die die TSG sechsmal an der Spitze sah, hat nicht nur bei ihm »Hunger auf mehr« geweckt.

Kommentar
». . . wenn alle gesund bleiben«. Diese Einschränkung wird beim insgesamt durchaus zuversichtlichen Ausblick auf die Saison gerne von Trainer, Spielern oder Offiziellen der TSG Altenhagen-Heepen gerne strapaziert. Verletzt sich kein (entscheidender) Akteur, sollte die aktuelle TSG-Besetzung die Klasse besitzen, anno 2010/11 im Haifischbecken 3. Liga mindestens den neunten Platz und damit den Verbleib in der 3. Liga zu sichern. Doch die Vorbereitung war Warnung genug. Der kleine Kader kann nicht längere Ausfälle vertragen, schon gar nicht von Leistungsträgern aus dem Rückraum, ohne an Durchschlagskraft einzubüßen. Angesichts sieben Absteigern wird die 16-er Staffel Woche für Woche Endspiele sehen. Das gibt ein gnadenloses Hauen und Stechen.

Die Grundlage für ein Happyend muss daheim gezimmert werden. Ungemein hilfreich wären da Fans, die von Samstag an im Heeper Dom zahlreich und lautstark Bielefelds Bemühungen honorieren, sich wieder im Leistungshandball zu etablieren.
Jörg Manthey

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