1. Herren | Wesfalen Blatt (von Jörg Manthey) | 29.03.10
Von Jörg Manthey
Bielefeld (WB). Schon beim Aufwärmen beschlich Trainer Helmut Bußmeyer eine böse Vorahnung. »Das war eine ganz komische Stimmung«. Die beim 19:25-Schock der TSG Altenhagen-Heepen in Lemgo – wir berichteten am Samstag – noch in eine »komische Leistungsbereitschaft« (Bußmeyer) mutieren sollte.

Der einseitige Verlauf – nach dem 1:6 (16.) sollte der Tabellenfünfte nie mehr näher als vier Tore herankommen – schockte Carl-Moritz Wagner. »Wir waren von Anfang an wie gelähmt. Ohne Mumm im Angriff, ohne Selbstvertrauen, ohne Engagement. Alles für eine ordentliche Grundeinstellung hat gefehlt«. Sein halbes Jahr in Neuseeland habe Wagner jedoch beigebracht, positiv zu denken. Und das sei in diesem Fall, so Wagner, »dass dieses blöde Gelaber von der 2. Liga endlich vorbei ist! Das hat uns scheinbar mehr gelähmt als angetrieben. Der Frust sitzt unglaublich tief«.

Die brillianten Zwei-Personen-Akte der bundesliga-erfahrenen Achse Michael Binder/Pierre Limberg – zusammen elf von 13 Lemgoer Treffern im ersten Abschnitt – degradierte die Bielefelder Abwehr zu Statisten. »Wir haben Altenhagen mit nur einer Konzeption fertig gemacht«, strahlte HL-Coach Niels Pfannenschmidt vergnügt. Überhaupt Limberg. Den aus Hildesheim ausgeliehenen Kreisläufer, maßgeblich an Lemgos 10:0 Punkte-Aufholjagd beteiligt, adelte Zuschauer Florian Kehrmann: »So ein Mann hat der Truppe gefehlt. Der macht in dieser Liga fünf Plätze aus«. Von der TSG war Kehrmann, der freundschaftliche Kontakte zu Rheinhausen und Wermelskirchen unterhält, enttäuscht. »Denen ist gegen Lemgos gute Deckung ja gar nichts eingefallen«.

Mudrow und Kehrmann in der Halle – dass »wir uns ausgerechnet vor so renommiertem Publikum so schlecht verkauft haben«, stieß Helmut Bußmeyer besonders sauer auf. »Ich stand ein-, zweimal kurz vor einem Nervenzusammen-bruch«, gestand Keeper Johnny Dähne. »Immer, wenn wir die Chance haben, ganz oben anzugreifen, verlieren wir. Der neutrale Zuschauer musste den Eindruck haben, dass Lemgo mehr wollte als wir«. Beim Sieger wunderten sie sich. Der verletzte Ex-Jürmker Sascha Vogelsang über »unvorbereitete Lustwürfe« der TSG, und Pierre Limberg, 2003 mit der HSG 02 Bielefeld in die Regionalliga abgestiegen, angesichts identischer Fehler darüber, dass der Gegner es nicht mal »mit einer 5:1- oder 3:2:1-Deckung probiert hat«. Johann-David Starck hakte das Spiel noch in der Halle ab. »Der Gegner war gut auf uns eingestellt, wir nicht gut auf den Gegner. Das war unser Problem«.

Der Mangel an Konzept und Durchschlags- kraft ärgerte TSG-Chef Heinrich Rödding. »Scheint, als hätten wir das Tagesgeschäft ein bisschen aus den Augen verloren. So habe ich die Mannschaft lange nicht gesehen. Wir müssen sehen, dass wir wieder auf die Füße kommen«.

Kreisläufer Tobias Fröbel, an früherer Wirkungsstätte mit sechs Toren noch effektivster Bielefelder, betrieb hinterher zusammen mit Jens Limberg (»Das war definitiv Einstellungssache«) und dem Lemgoer Benjamin Kaltenborn in der Pizzeria Vesuvio schmackhafte Fehleranalyse. »Sechs Tore in einer Halbzeit, das geht gar nicht. So viel hat Klaus Güse früher beim Feldhandball in einer Halbzeit geworfen. Wir waren überhaupt nicht da«.

Kapitän Johann-David Starck grübelte: »Vielleicht haben wir uns zu sehr unter Druck gesetzt. Das Spiel hätten wir mit 16 Toren verlieren können, ja müssen«. Jedenfalls nimmt die 2. Liga seit Freitag in der TSG-Zielvorstellung eine untergeordnete Rolle ein. »Es geht nicht bloß darum, über die 2. Liga zu reden – die sportliche Leistung muss auch entsprechend stimmen. Wir wollen die restlichen fünf Spiele gewinnen und dabei vernünftigen Handball spielen«, hofft Bußmeyer auf zehn Punkte. Seine Hoffnung auf Besserung trägt einen Namen: Henrik Ortmann. »Nach Ostern ist der ein oder andere Spieler ja wieder fit«.

Bußmeyer (»Ich kann schwer verlieren«) und sein Lehrerkollege Achim Frensing, der Sportliche Leiter des TuS Spenge, erholen sich nun für eine Woche im Schweizer Kanton Wallis von den sportlichen Rückschlägen. Die Skifreizeit der Naturfreunde Bielefeld führt sie ins 1792 Meter hoch gelegene Saas Fee. Höhenlufttherapie . . .

Christian Grunow schmeckte das Bier hinterher schon wieder. »Wir spielen eine gute Saison. Das lasse ich mir von niemandem kaputtreden, auch nicht nach dieser Vorstellung. Wir werden im Mai erhobenen Hauptes aus der Halle gehen können«.

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