1. Herren | Wesfalen Blatt (von Jörg Manthey) | 25.03.10
Von Jörg Manthey
Bielefeld (WB). Die Sitzung sei »harmonisch« verlaufen, auch konnte »schnell eine Einigung erzielt werden«, beteuert Fritz Kölling. Weniger als 90 Minuten benötigte der Beirat des Handball-Regionalligisten TSG Altenhagen-Heepen, um der Mannschaft »grünes Licht« für den weiterhin machbaren Aufstieg in die 2. Liga zu geben.

Die Kernaussage des Beiratsvorsitzenden: »Wenn wir Erster werden und damit Westdeutscher Meister, nehmen wir den Aufstieg wahr«! Dieses einstimmig gegebene Versprechen dürfte der ohnehin hochmotivierten Mannschaft weitere Flügel verleihen, am Freitagabend (20 Uhr) bei HL Lemgo II zu bestehen. Ein Unterfangen, das angesichts des Fehlens Marcel Müllers und Henrik Ortmanns sowie 8:0 Punkten in Folge des Gegners eine große Leidenschaft und Kampfbereitschaft erfordert.

Mit Elan und Enthusiasmus hatte Kapitän Johann-David in seinem einleitenden Plädoyer am Dienstagabend im TSVA-Tennisheim vor den Entscheid-ungsträgern gepunktet. Einzig Günter Kassing fehlte krankheitsbedingt. Der TSG-Beirat mit Bernd Kollmeyer, Klaus Schneider, Horst Koring, Christian Beyer, Karl-Heinz Gutmann, Heinrich Rödding, Klaus Güse, Manfred Quermann und Fritz Kölling nahm die Stellungnahme der Spieler wohlwollend zur Kenntnis.

Da wurden keine waghalsigen Forderungen auf den Tisch gepfeffert. Vielmehr skizzierte Starck eine charakterstarke Crew, die den Ängsten und Sorgen der Funktionäre Verständnis entgegen bringt und sich den Rahmenbedingungen anpassen wolle. Der Käpt'n befürwortete gar eine Vertragsklausel, dass Spieler dem Verein im Abstiegsfalle nicht den Rücken kehren dürfen. »Wir spielen alle viel zu gerne in dieser Mannschaft«.

Kölling würdigte: »Diese Truppe hat nichts anderes verdient. Sie hat sich in dieser Saison sehr gut präsentiert und ist damit auf Gegenliebe gestoßen«. Die Spieler würden Woche für Woche zeigen, »dass sie wollen. Sie haben es sich verdient, aufsteigen zu dürfen«. Eine andere Sichtweise hätte angesichts der Klausel, dass der Meister beim Aufstiegsverzicht zwangsweise in die Oberliga zurückversetzt wird, sowieso niemand verstanden. »Wir wären doch gelyncht worden«, schmunzelt Fritz Kölling.

Das weitere Vorgehen sei abgestimmt. Manfred Quermann als Geschäfts-führer der Spielbetriebs-GmbH wird alle Lizensierungsformalien sowohl für die 3. Liga als auch für die 2. Liga fristgerecht einreichen. Für die 3. Liga beträgt die Bürgschaft 4 000 Euro (»Das können wir aus unserer Substanz selber schultern«), für die 2. Liga 20 000 Euro (»Das wird extern gestellt«). »Die allgemeine Meinung war, dass es mit der 2. Liga im Rücken nicht unrealistisch ist, an Türen zu klopfen, um unseren Sponsorenkreis zu erweitern«, sagt Quermann. »Andere Vereine wären froh, wenn sie unsere Probleme hätten. Ich bin zuversichtlich, dass wir es irgendwie packen werden. Die Euphorie ist neu entdeckt worden«, spricht TSG-Chef Heinrich Rödding von einer »angenehmen Situation«.

Fritz Kölling beteuert, dass alle Beteiligten gewillt seien, »weiter auf kleiner Flamme zu kochen«. Was den Schluss zulässt, dass ein etwaiger Zweitligist TSG finanziell fraglos am unteren Ende der Skala angesiedelt wäre. Keine gute Basis, um Achter zu werden. Denn ab Platz neun steigen alle ab. Trainer Helmut Bußmeyer sieht's ganz pragmatisch. »Das ist doch alles der zweite Schritt. Erstmal müssen wir den ersten gehen und überhaupt Meister werden. Und dazu benötigen wir am Freitag einen Sieg in Lemgo«.

Kommentar

Das einzig richtige Signal


In einem Jahrzehnt 2. Handball-Bundesliga, von 1993 bis 2003, hat die TSG Altenhagen-Heepen einen Erfahrungsschatz angehäuft, dessen Zinsen lange negativ behaftet waren. Mit seinem uneingeschränkten »Ja« zur möglichen Rückkehr der TSG in die Zweitklassigkeit hat der Beirat erfolgreiche Vergangenheitsbewältigung betrieben. Dieses Signal ist die passende Belohnung für ein funktionierendes Kollektiv, das nicht in erster Linie an den schnöden Mammon denkt, sondern das gemeinsame Erlebnis höher stellt. Ein entscheidender Unterschied zwischen der aktuellen Mannschaft und Legionären früherer Tage wie den Gudeljs, Koulintchenkos, Judyckis, Hedins, Wassiljews, Wahls oder wie sie hießen.

Eine euphorische Grundhaltung wird keines der »gebrannten Kinder«, zu denen Beiratsvorsitzender Fritz Kölling sich rechnet, dazu verleiten, alte Fehler zu wiederholen. Sehr wahrscheinlich ist für die TSG-Feierabendhandballer die 2. Liga nach nur einer Serie Vergangenheit. Aber diese Erfahrung ist gewollt. Und vielleicht gelingt es dennoch mit beherzten Auftritten, zwar weniger Meisterschafts-, dafür aber umso mehr Sympathiepunkte am Teuto zu sammeln.

Willkommenes Nebenprodukt wäre die sichere Zugehörigkeit zur 3. Liga in 2011/12.

Jörg Manthey

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