1. Herren | Wesfalen Blatt (von Jörg Manthey) | 04.02.10
Von Jörg Manthey
Bielefeld (WB). Vor eineinhalb Jahren haben sie sich noch in der Handball-Oberliga beharkt wie ein altes Ehepaar. Inzwischen klafft die Leistungsschere weit auseinander. Die aktuellen Tabellenstände in Ober- und Regionalliga machen den TuS 97 Bielefeld-Jöllenbeck am Samstag (17.45 Uhr, Realschulhalle Jöllenbeck) im Zweitrundenspiel des WHV-Pokals gegen die TSG Altenhagen-Heepen zum krassen Außenseiter.

TSG-Kapitän Johann-David Starck stellt sich und seine Mannen auf »keine dankbare Aufgabe« ein. »Ein angeschlagener Jürmker ist nichts Feines. Jeder erwartet, dass wir souverän gewinnen«. Kollege Moritz Schneider scheint gar ein wenig mit dem Gegner mitzuleiden. »Das ist schon erschreckend. Wir wünschen dem TuS 97 auf jeden Fall den Klassenverbleib und dass er es schafft, in absehbarer Zeit nochmal anzugreifen. Damit es bald wieder Ligavergleiche zwischen uns gibt«.

Derlei fromme Wünsche registriert TuS 97-Trainer Walter Schubert mit einem gequälten Lächeln, weiß er doch um die »fehlende Durchschlagskraft im Angriff«. Es werde noch eine geraume Weile dauern, ehe die Abstimmung mit Jasmin Gojacic nach überstandenen Knieproblemen so weit hergestellt ist, dass der ein Spiel sicher leiten kann.

Und Ralf Bruelheide habe nach langem Trainingsrückstand »nicht mehr die Effektivität wie noch 2009. Die Abwehr ist zurzeit der bessere Mannschaftsteil«. Schubert bezeichnet die Pokalaufgabe als »positive Abwechslung. Über so ein Spiel können wir unsere Verletzten integrieren. Die nächsten Punktspiele sind deutlich wichtiger. Wir brauchen noch ein paar Punkte, für einen einstelligen Platz. Denn der bedeutet den sicheren Nichtabstieg«.

Die Krise der 97-er ist nicht wegzureden. Der Oberliga-Abstiegskampf hat eine Eigendynamik genommen, die Torwart-Routinier Norman Kern so noch nicht erlebt hat. Er war eigentlich vom TV Verl gekommen, um mit dem TuS 97 aufzusteigen. »In unserer ersten Sieben haben wir nicht viele erfahrene Spieler«, gibt er zu bedenken. »Wir Torhüter können wohl hinten mit der Abwehr reden, aber im Angriff sind uns die Hände gebunden«. Langsam sei ein Erfolgserlebnis dringend vonnöten. »Unsere erfahren Leute müssen ihre Leistung bringen, die jungen sich daran aufrichten«, so Kern, der kritisch anmerkt: »In wichtigen Situationen treffen wir falsche Entscheidungen. Wir sind nicht in allen Mannschaftsteilen eine Einheit«.

Gleichwohl verspricht Kern einen hohen Einsatz der Hausherren gegen die TSG. »Wir freuen uns aufs Spiel. Das wird eine Super-Trainingseinheit, nichts anderes. Die Anzeigetafel hat uns nicht zu interessieren«.

Christian »Michel« Niehaus räumt ein, mit der Situation ein bisschen überfordert zu sein. »Es ist bei uns jahrelang nur bergauf gegangen. Diese Situation ist neu. Wir müssen als Mannschaft und Verein geschlossen zusammenstehen und sehen, dass wir uns aus dem Loch rausholen«. Ein Überraschungserfolg gegen den klassenhöheren Dauerrivalen wäre da wohl eine gute Medizin mit Langzeitwirkung. »Auch wenn es auf dem Feld nicht so zusammenpasst und wir eine unendliche Zahl an technischen Fehlern machen; außen rum ist die Mannschaft weiter intakt«, sagt Walter Schubert.

TuS 97-Pressesprecher Volker Husemann rechnet mit 700 Zuschauern. TSG-Geschäftsführer Manfred Quermann glaubt an eine prall gefüllte Halle. »Das Interesse in Altenhagen und Heepen ist groß«. TuS 97-Marketingmann Wilhelm Boekstiegel sagt nachdenklich. »Wieviel Leute kommen, ist eine unserer kleinsten Sorgen«.

So oder so partizipieren beide Seiten von der glücklichen Auslosung. Nach Abzug sämtlicher Unkosten werden die Einnahmen gerecht geteilt. Bei einem Sieg winkt der TSG in der dritten Runde Anfang März ein (lösbares) Heimspiel gegen den Sieger der Partie ASV Senden II – HG LTG/HTV Remscheid. »Wir werden uns ganz intensiv auf dieses Spiel vorbereiten und nicht einfach locker aufspielen«, verspricht Manfred Quermann eine hochmotivierte TSG. Die Crew des dann wieder von seiner Klassenfahrt zurückgekehrten Trainers Helmut Bußmeyer hat nicht vor, sich den Appetit verderben zu lassen. Hinterher bleiben die TSG-er nämlich in unmittelbarer Nähe der Halle. Im Hause Quermann gibt's Grünkohl mit allem Pi-Pa-Po.

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