1. Herren | Westfalen Blatt (Jörg Manthey) | 14.12.09
Von Jörg Manthey
Bielefeld (WB). Mit einer phlegmatischen Vorstellung, der behäbigsten Darbietung in der nun beendeten Hinrunde, hat sich Handball-Regionalligist TSG Altenhagen-Heepen unrühmlich in die Weihnachtspause verabschiedet. Unter dem Tannenbaum liegt eine bedenkliche 24:29 (11:14)-Heimpleite gegen den SC Bayer 05 Uerdingen.

»In dieser Verfassung brauchen wir nicht über die dritte Liga nachzudenken. Da haben wir so nichts zu suchen«, zürnte Trainer Helmut Bußmeyer nach nunmehr 0:6 Punkten in Folge und sah sich sogar genötigt, sich bei der Kulisse für die Leistung zu entschuldigen. »Wir haben es an elementaren Dingen vermissen lassen«. Kollege Jörg Förderer lobte seine Abwehr und wunderte sich zugleich über die laxe Einstellung des Gegners. »Ich habe bei Altenhagen gar keinen Kampfgeist gesehen«. Ein Indiz: in 60 Minuten kassierte die Deckung nicht eine Zeitstrafe.

Die Festung Heeper Dom ist gefallen. Das »Vorspiel« zu ihrer Weihnachtsfeier im Stadtpalais hatten sich die Protagonisten wahrlich anders vorgestellt. Uerdingen kaufte den wie paralysiert wirkenden Gastgebern mit schnörkellosem Spiel von Beginn an den Schneid ab, wirkte jederzeit cleverer und wacher und spürte rasch, dass am Samstagabend was möglich war.

Wiederholt vermisst wurde ein Lenker und Denker, ein Stratege, ein Kopf. Derweil die zunehmend verunsichert wirkende TSG vorne gegen Uerdings 6:0-Bollwerk mit hastigen Halbherzigkeiten haarsträubende Fehler produzierte und unter anderem wieder drei halbhoch geworfene Siebenmeter ausließ, spielte der Gast seine Ballgewinne abgezockt aus und lag nach einer Viertelstunde bereits mit 9:3 vorn. Näher als drei Tore sollte Altenhagen-Heepen nicht mehr herankommen. Johnny Dähne (elf Paraden) vor der Pause und Pascal Welge im zweiten Abschnitt bewahrten ihr Team vor einem höheren Reinfall.

»Wir haben im Angriff ja fast keinen Zweikampf gewonnen«, staunte Henrik Ortmann, der ab der 15. Minute trotz seines Zehenbruchs überraschend mitwirkte. Der Halblinke, auch auf der Mitte eingesetzt, ging hart ins Gericht mit sich und der Crew: »Keine Absprache, kein Kampf, kein Standard. Mit so einem Flop machen wir uns selber das ganze Jahr kaputt. Am Anfang der Saison waren wir alle heiß. Da müssen wir wieder hinkommen«.

Moritz Schneider, der kurz vor Schluss noch einen Schlag auf die lädierte linke Schulter erhielt, fand's schlicht »grottenschlecht und peinlich«. Kein Aufbäumen, keine geistige Flexibilität, simple Fehler: in keiner Phase war die TSG dran, den Hebel umzulegen. »Mit dem Körper waren wir da, mit dem Kopf woanders«, stand für Bußmeyer der Fehlschlag schnell fest. »Ich hatte nie das Gefühl, dass noch was geht«. Die Weihnachtsfeier samt Wichteln ging schließlich ohne Trainer über die Bühne.

Bußmeyer: »Die Mannschaft soll sich jetzt selber finden. Ich hätte da wohl nur gestört«. Mannschaftskapitän Johann-David Starck pflichtete wohl bei, dass die Spieler »die Schlüsselqualifikation Einstellung nicht mitgebracht« hätten, warnte aber davor, jetzt eine ganze Halbserie schlecht zu reden. »Wir sind immer noch Tabellenvierter«.

Mit geröteten Wangen kündigte der zornige TSG-Chef Heinrich Rödding eine ernste Nachbetrachtung an. »Über diese Leistung wird noch zu reden sein. Sich so vor eigenem Publikum zu geben, das kann nicht sein. Das wird Konsequenzen haben«.

Hinter dem Kulissen: Physiotherapeut Ruben Kamminga bleibt bis zum Sommer 2010 in Zentralanatolien und strebt mit Sivasspor den Klassenverbleib in der türkischen Superliga an. Seine Nachfolge auf der TSG-Bank tritt der Pfälzer Karsten Keller (32) an, Student an der Bielefelder Universität. Der angehende Lehrer für Physiotherapie sammelte in der Vergangenheit einschlägige Erfahrungen beim Eishockey-Juniorteam der Mannheim Adler und beim TV Nieder-Olm in der Handball-Regionalliga Südwest.

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