1. Herren | Westfalen Blatt (Jörg Manthey) | 27.11.09
Bielefeld (WB/jm). Christoph Mylius, in der Handballszene »Mulle« gerufen, ist seit vielen Jahren sein Kumpel. Mehrmals in der Woche telefoniert Johnny Dähne, Torhüter des Regionalligisten TSG Altenhagen-Heepen, mit dem Spenger Kreisläufer-Ass. Fürs heutige Derby (19.30 Uhr, Seidensticker Halle) wird die Freundschaft mal kurzzeitig ausgeblendet.

Der Unterschied: Derweil Mylius seinen Stammplatz sicher hat, wird Dähne vermutlich zunächst mit der harten Bank Vorlieb nehmen müssen. Wie in all den Wochen zuvor. »In dieser Saison läuft's nicht so optimal«, sagt der 27-Jährige. Aufgrund von Knieproblemen war er nahezu die komplette Vorbereitung ausgefallen und zahlt noch heute den Preis dafür. Weil Kompagnon Pascal Welge eine starke Saison spielt, gilt der als gesetzt. Johnny Dähne erträgt den Mangel an Spielanteilen und Spielpraxis klaglos.

»Wichtig ist doch, dass Calli top hält und wir gewinnen. Ich freue mich, dass wir Erster sind«. Inzwischen ist der Konkurrenzkampf neu entbrannt. Seit gut zwei Wochen wähnt sich der Student körperlich voll fit. »Das merkt man daran, dass ich im Training wieder Fußball spielen kann. Es gibt nichts Schlimmeres, als wenn die anderen kicken, und du musst eine halbe Stunde lang an der Linie rauf- und runterlaufen«.

Dähne ist trotz seiner Jugend ein »alter Hase« auf dem Pfosten-Posten und spielt heuer ein Jahrzehnt im Seniorenbereich, davon vier Jahre in Liga zwei. Seine Laufbahn begann beim TV Werther. Über die Stationen TuS 97 Bielefeld-Jöllenbeck und HSG 02 Bielefeld wechselte er zum Zweitligisten TuS Spenge. Hier bildete er ein Gespann mit Carsten Mundhenk, ehe mit Routinier Sascha Grote ein weiterer Keeper verpflichtet wurde. »Da war ich das dritte Rad am Wagen«, fühlte Dähne das Ende nahen und erinnert sich in diesem Zusammenhang an »nette Spenger Fans. Die haben Plakate gemacht: Wir wollen Johnny spielen sehen«. Vergebens. 2007 ging er zurück zur TSG.

Dähne stellt diese Partie gegen Spenge auf eine Stufe mit früheren Ortsvergleichen gegen den TuS 97. »Die Atmosphäre wird eine besondere sein. Für beide Mannschaften steht viel auf dem Spiel. Ich bin sicher, dass jeder ein paar Prozent mehr gibt als sonst. Das wird emotionsreich, und die Nerven spielen eine große Rolle. Und da haben wir vielleicht Vorteile, weil wir das schon so kennen«.

Eine Wette läuft übrigens nicht zwischen Dähne und Mylius. »Damit musst du in Zeiten des Wettskandals vorsichtig sein«, schmunzelt Bielefelds Keeper, der im übrigen auf eine großartige Kulisse hofft. »Wer sich für Handball interessiert, der kommt. Wenn wir gewinnen, wäre das ein dickes Ding. Wir wollen alles tun, um weiter eine Handballbegeisterung durch Bielefeld zu tragen«.

Wenn sich alle lieb haben
TSG hofft gegen Spenge auf Regionalliga-Rekordkulisse


Ein frecher Aufsteiger drückt der Handball-Regionalliga seinen Stempel auf: Die TSG Altenhagen-Heepen, daheim noch mit makellos weißer Weste, führt mit 20:4 Punkten die Tabelle an.

Heute Abend (19.30 Uhr) steht das OWL-Derby gegen den TuS Spenge an, der wiederum als auswärtsstärkste Mannschaft der Klasse gehandelt wird. Günstige Vorzeichen für ein Spitzenspiel, das an die 2 000 Zuschauer in die Seidensticker Halle locken soll.

Es gibt allerlei Querverbindungen zwischen den Nachbarklubs. TSG-Torhüter Johnny Dähne und der beste Schütze des Spitzenreiters Henrik Ortmann, der trotz gebrochenen Zehs auflaufen will (»Ich setze auf Adrenalin und Schmerztabletten«), spielten zuvor in Spenge. Auf der anderen Seite weisen Kapitän Stefan Dessin, Torhüter Sascha Grote oder Kreisläufer Christoph Mylius eine Bielefelder Vergangenheit auf. Gleiches gilt für die befreundeten Trainer Helmut Bußmeyer (TSG) und Heiko Holtmann. Die spielten einst zusammen für Spenge und bilden schon mal eine Fahrgemeinschaft zwecks Gegner-Beobachtung. Regelmäßige Telefonate sind Usus. Schließlich misst sich Spenge immer eine Woche zuvor mit dem jeweiligen TSG-Gegner.

Auf Spenger Seiten orientiert man sich artig an der Tabellenoptik und schustert dem Gastgeber heute die Favoritenbürde zu. Angesichts seines prominent gefüllten Lazaretts sorgt sich Helmut Bußmeyer etwas um den Zustand seines Personals, doch sein Kapitän Johann-David Starck wischt jede Befürchtung weg. »Dass wir einen deziminierten Kader haben, wiederholt sich seit Wochen. Wir sind bis jetzt gut damit umgegangen und lassen uns nicht aus der Ruhe bringen. Wir sind Erster, also sind wir besser als der Rest«.

Heiko Holtmann glaubt, dass der Gegner bis zum Schluss ein Wörtchen um den Zweitligaaufstieg mitreden wird. »Das ist eine komplett eingespielte Mannschaft. Ich habe vor der Saison gesagt, dass ich die TSG zwischen Platz eins und drei sehe. Und davon rücke ich nicht ab«. Kollege Helmut Bußmeyer (»Wenn ich auf die Tabelle gucke, haben wir nicht ganz viel falsch gemacht«) hat als Nahziel die Herbstmeisterschaft ausgegeben. TSG-Chef Heinrich Rödding hofft auf ein »Saison-Highlight. Mein Wunsch ist, dass sich auf dem Feld nicht alle nur lieb haben, sondern echte Derbyatmosphäre entsteht, die die Zuschauer begeistert«. Bislang hat der Tabellensiebte Spenge noch gegen keinen »Großen« der Liga gewinnen können. Den Bielefeldern wäre es recht, wenn das am Freitagabend kurz nach 21 Uhr immer noch gültig wäre.

Im Derby steckt Musik
Big Band spielt in der Seidensticker Halle auf


Augenschmaus vereint mit Ohrenschmaus: So oder so steckt im OWL-Derby der Handball-Regionalliga zwischen der TSG und Spenge Musik. Dafür wird die Big Band der Friedrich von Bodelschwingh-Schulen unter der Leitung von Martin Gentejohann schon sorgen.

Die Trainingswoche der TSG ist alles andere als optimal verlaufen. Trainer Helmut Bußmeyer konnte nur ein kleines Häuflein begrüßen – lecker die selbstgebackenen Donauwellen, die Moritz Schneider mitbrachte – und sorgt sich entsprechend um sein Personal. »Alle haben irgendwas«. Er vertraut auf seine eingespielte 6:0-Abwehr und das Gegenstoßspiel. Im Angriff gelte es, Spenges 3:2:1-Deckung druckvoll anzugehen. »Wir müssen schön auf die Nahtstellen stoßen. Gerade in diesem Punkt sind wir noch nicht da, wo wir kommen wollen«. Spenges Trainer Heiko Holtmann gibt nicht viel darauf, als »auswärtsstärkste Mannschaft der Liga« gehandelt zu werden. »Die Spiele, die wir gewonnen haben, mussten wir gewinnen. Wir haben bis jetzt aber noch keinen der Großen schlagen können«.

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