1. Herren | Westfalen Blatt (Jörg Manthey) | 27.11.09
Von Jörg Manthey
Bielefeld (WB). Es dauerte bloß eine kurze Weile, dann war der Zeitsprung zurück ins Jahr 1959 perfekt. Ehrenfried Bröker bediente das Schifferklavier, und die alten Lieder erfüllten das warme TSVA-Vereinsheim. »Elf Freunde sind wir, und wir trinken kein' Schnaps und kein Bier . . .«, sangen die einstigen Großfeld-Heroen des TSV Altenhagen 03, die fast auf den Tag genau am 22. November 1959 den Aufstieg in die Oberliga perfekt gemacht hatten.

Groß war die Wiedersehensfreude. Das dreifache »Frisch Auf«, das der 1. Vorsitzende Klaus Güse der in Ehren ergrauten Generation zur Begrüßung abverlangte, klappte wie einstudiert. Auf Inititative des früheren Spielführers und Spielertrainers Heinz »Tönti« König und Einladung des TSV Altenhagen 03 war die noch lebende Meistermannschaft von damals komplett vertreten: Obmann Erwin Hollensteiner als Senior (er brachte einen Bommerlunder mit, was später ein dreifaches »Bommer Lunder« zur Folge hatte), Spielwart Horst Tasche, Friedhelm Schumann, Wolfgang Harms, Heinz König, Heinz Rußkamp, Manfred Horstkötter, Klaus Brilka, Georg Ziegler, Hans Heidemann, Ehrenfried Bröker, Hans Patsch. Gerhard Meise, auch in der Leichtathletikszene kein unbeschriebenes Blatt, kam aus Peine angereist. Lothar Laege und Kurt Kuhlmann sind verstorben.
Alte Schwarzweiß-Fotos und vergilbte Zeitungsausschnitte halfen etwaigen Erinnerungslücken rasch auf die Sprünge. Es war der Totensonntag des Jahres 1959, als einer Mannschaft des TSV Altenhagen 03 erstmalig den Aufstieg in die Großfeldhandball-Oberliga markierte. Auf neutralem Platz in Gütersloh wurde TG Münster vor 1500 Zuschauern mit 18:11 bezwungen. Großfeldhandball auf dem Altenhagener Gemeindesportplatz, das war in früheren Zeiten eine sonntägliche Pflichtveranstaltung.

Heinz König als aktueller Betreuer der TSG-Regionalligamannschaft ist dem Klub weiter eng verbunden. Klaus Brilka und Hans Patsch fungieren bei Heimspielen als Ordner. Die Erfolgsgeschichte der Meisterjubilare begann Mitte der 50er Jahre, als die intensive Nachwuchsarbeit erstmalig belohnt und die TSV-Jugend Silberschild-Gewinner des Kreises Bielefeld wurde. Es folgten die Bezirksmeisterschaft (1956), die zweifache Westfalenmeisterschaft (1957, 1958) sowie der Westdeutsche Vizetitel (1957) hinter dem VfL Gummersbach bei der Endrunde im bergischen Zeltlager Radevormwald. Mit einem Riesenbanner wurde die Truppe bei ihrer Rückkehr am Bielefelder Hauptbahnhof bejubelt. Ein Triumphzug mit Treckern, Pferde- und Kutschwagen, auf Motorrädern und in Autos durch die Gemeinde schuf unvergessene Glücksmomente.

1959 gelang der mit Jungstars gespickten ersten Mannschaft der Sprung ins westfälische Großfeldhandball-Oberhaus – ein Meilenstein! Das erstmalige Erreichen der Eliteklasse war zugleich die Inizialzündung für eine Erfolgskette, die sich über Jahrzehnte hinziehen sollte. Das Signum TSVA 03 erwarb sich einen Ruf in Handballkreisen, der weit über die Grenzen Westfalens hinausging.

Nach dem dreifachen »Immi Tscha« kam so manche Anekdote auf den Tisch. »Unsere Tore auf dem Sportplatz hatten Netze aus alten Autoreifen«, sagte Wolfgang Harms, Bier zapfend. Oder wie Ehrenfried Bröker in einer »Nacht- und Nebelaktion« zum Torwart umfunktioniert wurde. »Das war das i-Tüpfelchen. Seine Wahnsinns-Abwürfe schockierten alle Gegner. Gegen diese Taktik war kein Kraut gewachsen«, schrieb Vorsitzender Klaus Güse in der Vereinschronik zum 100. Geburtstag des TSVA. Oder anders ausgedrückt: »Da konnte er vorne nicht so viel verballern«, schmunzelte Hans Patsch.

Am 10. April 1960 grüßte der Aufsteiger vor 3850 gezählten Zuschauern (König: »Von denen konnten aber nur 2000 was sehen«) dank eines 10:9-Sieges über Grün-Weiß Dankersen sogar als Oberliga-Spitzenreiter. Es war zugleich das erste Spiel des 18-jährigen Klaus Güse in der 1. Mannschaft. Ganz Handball-Bielefeld war aus dem Häuschen. Manfred Horstkötter brachte es sogar bis zum Nationalspieler (1961).

»Es war damals so, dass nach Abzug der Unkosten die Einnahmen 60:40 geteilt wurden«, erinnert sich Heinz König. »So haben wir Ostwestfalen den Ruhrpott mitfinanziert und die Vereine dort am Leben erhalten«.

Gerüchten zufolge soll bei der »Ü 70« zu später Stunde – wie damals – der mit Bier gefüllte Stiefel gekreist sein. Nach der gelungenen Premiere war klar: Diesem Treffen soll im Frühjahr 2010 eine weitere Auflage folgen. Dann mit Anhang. Und wieder werden die alten Lieder erschallen. » . . .Wir fürchten nicht den scharfen Schuss . . .«.

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