1. Herren | Westfalen Blatt (Jörg Manthey) | 05.11.09
Von Jörg Manthey
Bielefeld (WB). Er wohnt in Lemgo, hat von der D-Jugend an die Lemgoer Handballschule durchlaufen, sein jüngerer Bruder Christian (20) ist Nachwuchstrainer bei HL Lemgo. Da bemüht sich Jens Limbach gar nicht erst, von einem »normalen« Handballspiel zu sprechen, wenn Regionalligist TSG Altenhagen-Heepen am Samstag (19 Uhr) im im Heeper Dom die Lemgoer Bundesligareserve zu Gast hat. »Klar. Das ist was ganz Besonderes«, freut sich der Linkshänder aufs Wiedersehen mit früheren Kollegen.

Etwa auf Benjamin Kaltenborn, mit dem er einst zusammenspielte. Oder Mittelmann Sven Sauerländer, seinen Cousin. Gut möglich, dass »Chrissi« Limbach die Lemgoer als Physio begleitet, ab und zu hilft er aus. Wie Bruder Jens, in der Branche besser bekannt als »Limbo«, absolviert er bis August 2010 in Bückeburg eine Ausbildung zum Physiotherapeuten. »Wir spinnen schon öfter mal herum, gemeinsam eine Praxis zu eröffnen«. Ohnehin charakterisiert sich Jens Limbach selbst als absoluten Familientypen. »Neben dem Handball ist die Familie für mich das Wichtigste«, bekennt der 24-Jährige und fügt leise an: »Das ist wohl ein Grund, warum ich mich bei der TSG so wohlfühle. Wir sind wie eine große Familie«.

Und so kommen solche Anekdoten zustande wie nach der Weihnachtsfeier im Dezember 2007, als die Mannschaftskollegen »Limbo« nach dem gemeinsamen Essen im Mexims mit dessen Junggesellenabschied beglückten. Schrill im orientalischen Kostüm als Kleiner Muck gewandet, galt es gewisse Aufgaben zu erfüllen. »Ich musste unter anderem einen Jöllenbecker finden, der mit mir singt: Schade Jölle, alles ist vorbei«, erinnert er sich grinsend.

Das 1,71 Meter-Kraftpaket (»Ich war in jeder Mannschaft mit Abstand der Kleinste. Aber das härtet auch ab«) hat sich in Lemgo von vielen guten Profis allerhand abgeguckt. »Mein erster Trainer war Mike Bezdizek. Viel profitiert habe ich auch von Laszlo Marosi in der C-Jugend«. In der Herren- Oberligamannschaft war indes Endstation. Unter Trainer Jens Lause saß er meist auf der Bank.

Da kam der Anruf des HCE Bad Oeynhausen gerade recht. »Mir ist die Entscheidung zum Wechsel leicht gefallen«. Eine starke Saison und 150 Tore für den HCE waren schließlich für TSG-Geschäftsführer Manfred Quermann ein ausreichendes Argument, den Linkshänder 2006 nach Bielefeld zu lotsen. »Mit diesem Wechsel habe ich alles richtig gemacht«, blickt »Limbo« auf erfolgreiche Jahre zurück. »Es ist nach zähem Beginn ja steil bergauf gegangen«.

Dass die TSG heuer hinter Mitaufsteiger Schalksmühle-Halver Platz zwei einnimmt, ist für ihn gar keine so große Sensation. »Da in den Jahren zuvor Lemgo II und Ferndorf ebenfalls auf Anhieb eine gute Klinge geschlagen haben, war damit fast zu rechnen«.

Limbach engagiert sich seit Jahren für den TSG-Nachwuchs, trainiert gemeinsam mit Betreuer Thomas Kipp die A-Jugend-Kreisligamannschaft. Vorsitzender Heinrich Rödding hält denn auch große Stücke auf den Flügelflitzer, der bei den Talenten gut ankomme. »Er ist ein toller Mensch, auf den man sich verlassen kann«.

Trainer Helmut Bußmeyer bescheinigt seinem schnellen Linkshänder »eine super Entwicklung« und bezeichnet ihn als »verlässliche Größe in Abwehr wie Angriff. Im Training ist er immer einer der Eifrigsten. Limbo besticht durch seine Begeisterung für den Leistungssport und reißt damit den einen oder anderen mit«.

Jens Limbach bekleidet noch ein Ehrenamt: Er ist Harzwart des Teams. In der kalten Jahreszeit eine undankbare Aufgabe. Die Blue Gear-Paste sei so steinhart, »dass ich das Zeug vorher immer erst warmfönen muss«.

Ehefrau Jenny (23), Diät-Assistentin, ist sein größter Fan und megastolz, wenn ihr Mann auf dem Feld im Tiefflug den Limbo tanzt und einen Gegenstoß nach dem anderen verwertet. Ein Familienkrach mit Bruder oder Cousin ist im übrigen nicht zu befürchten. »Wir haben abgemacht, dass alles, was auf dem Feld passiert, auch auf dem Feld bleibt«.

Sollte die defensive 6:0-Formation der TSG stabil stehen, dürfte gerade Jens Limbach die Lemgoer am Samstag gewaltig ärgern können. Wie der Gegner zu knacken ist, vermag er mit am besten einzuschätzen. Schließlich war »Limbo« schon mehrere Male zu Gast bei den Lemgoer Heimspielen und hatte deren Partie gegen Wermelskirchen gefilmt. Die Serie werde noch so manche Überraschung bereithalten, sagt er.

Hoffentlich nicht gerade am Samstag. »Lemgos 3:2:1-Abwehr ist nicht schlecht. Die könnte uns das ein odere andere Problem bereiten. Die Heimstärke ist von entscheidender Bedeutung. Auswärts kann jede Mannschaft überall verlieren«, meint Limbach und glaubt, dass noch etliche Rivalen im Winter auf dem Transfermarkt tätig werden.

Der Konterspezialist ist abonniert auf kostenintensive 30. oder 40. Tore. »Unser Bierkistenwart Johnny Dähne notiert alles. Ich habe mich inzwischen wohl langsam runtergearbeitet, aber acht Kisten dürften immer noch offen sein«. Mal schauen, ob am Samstag wieder eine hinzu kommt . . .


Zur Person

Name: Jens Limbach.
Spitzname: »Limbo«.
Geburtsdatum: 30. August 1985.
Größe: 1,71 Meter.
Wohnort: Lemgo.
Beruf: Ausbildung zum Physiotherapeuten in Bückeburg/bis zum August 2010.
Familienstand: Verheiratet mit Jenny (23), Diät-Assistentin.
Lieblingsessen: Italienische Küche, Lasagne.
Position: Rechtsaußen.
Amt in der Mannschaft: Harzwart.
Saisontore: 29/0 nach neun Spielen.
Die meisten Tore in einem Spiel: 12/0 (beim 59:28 in Brockhagen-November 2008).
Rückennummer: 19.
Sportlicher Werdegang: TuS SW Wehe (bis zur D-Jugend), Handball Lemgo, HCE Bad Oeynhausen (2005/06), TSG Altenhagen-Heepen (seit 2006).

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