1. Herren | Westfalen Blatt (Jörg Manthey) | 26.10.09
Von Jörg Manthey
Bielefeld (WB). Die letzten vier Sekunden – für Daniel Meyer waren sie »unglaublich. Ich hab' einfach nur gedacht, das Ding muss rein. Und dann bloß noch geschrien«. Der glückselige Linksaußen der TSG Altenhagen-Heepen markierte im keineswegs hochklassigen, dafür umso spannenderen Duell gegen den Regionalliga-Zweiten OSC Rheinhausen 43 Sekunden vor dem Abpfiff den 25:25-Ausgleich und mit der Schlusssirene per Gegenstoßtor das 26:25 (12:13). Und machte den Heeper Dom so zum Freudenhaus.

Mit seiner 20. Parade stellte der reflexstarke Pascal Welge (»Für solche Spiele trainiert man«) vier Sekunden vor Schluss die Weichen. Sein weiter Pass fand präzise den durchge-starteten Daniel Meyer, dessen viertes Tor der TSG die Rückeroberung des zweiten Tabellenplatzes bescherte. Mit einem solchen Happyend hatte kaum einer der gut 600 Besucher mehr gerechnet, einschließlich Trainer Helmut Bußmeyer (»Ein Unentschieden wäre für mich das höchste der Gefühle gewesen«).

Schließlich wies die Bielefelder Statistik neben 32 Fehlwürfen auch noch eine stattliche Anzahl von Pass- und Fangfehlern auf. Dass Altenhagen-Heepen trotzdem lediglich 18 Feldtore zuließ, war ein Beleg dafür, dass Rheinhausen kein geeignetes Mittel fand, den kompakten 6:0-Riegel zu knacken. »Respekt vor dieser Leistung. Die TSG hat bis zum Ende nicht aufgehört zu kämpfen«, zollte auch OSC-Trainer Achim Schürmann mit dickem Hals dem Sieger ein faires Lob.

Die neuerlich schlechte Verfassung der TSG-Leistungsträger spielte dem Gast über weite Strecken in die Karten. Regisseur Marcel Müller und insbesondere der gesundheitlich angeschlagene Henrik Ortmann standen symbolisch für mangelnde Durchschlagskraft aus dem Rückraum. Statt also mehr die Außen einzusetzen oder den fehlerfreien Kreisläufer Tobias Fröbel – vier Versuche, vier Tore – »sind wir immer wieder zur Mitte gestoßen und haben zu früh den Abschluss gesucht«, gestand Müller selbstkritisch ein.

So wurde der feine 5:1-Start (8.), der Rheinhausen zu einer frühen Auszeit nötigte, leichtfertig wieder aus der Hand gegeben. Beim 9:10 (21.) lagen die Duisburger erstmalig vorn. Die TSG führte in der zweiten Hälfte bloß zweimal: 15:14 (36.) und mit dem Abpfiff. Beim 18:22 (52.) lag die erste Heimniederlage in der Luft, doch Kappelt und Schneider nährten Hoffnungen. Nebenbei entpuppten sich die Referees Manuel Smeetz/Andreas Wunder (Castrop-Rauxel) – gelinge gesagt – nicht als Heimschiedsrichter. Null Siebenmeter für die TSG, derer acht für Rheinhausen; hier wurde mitunter mit zweierlei Maß gemessen. Pascal Welge konnte beim Stand von 1:0 lediglich den ersten Versuch von Jörg Schürmann meistern. Die weiteren sieben versenkte Tobias Bochwitz sicher.

»Ich habe immer daran geglaubt, dass wir das Ding gewinnen. Rheinhausen war doch konditionell am Ende«, sagte Marcel Müller. Dem bis dato besten TSG-Schützen der laufenden Saison glückte am Samstagabend insgesamt wenig. Umso wichtiger seine beiden einzigen Treffer zum 22:23 (57.) und 23:24 (58.). Damit bügelte er das Pech aus, das zuvor Carsten Kappelt ereilt hatte. Der Linkshänder spekulierte in der Abwehr zweimal glänzend, eroberte OSC-Pässe – und platzierte beide Gegentöße an Latte und Pfosten (54., 56.).

Als Kappelt in der 59. Minute dann den 24:25-Anschluss markierte und sechs TSG-er vier Rheinhausenern gegenüber standen, peitschte der TSG-Anhang die Mannschaft mit stehenden Ovationen nach vorne. Nach Meyers Doppelpack war der Rest Lachen. Jeder herzte jeden, und der »Turbo« ließ sich als Held feiern. »Es macht Spaß, offensichtlich am Sieg beteiligt zu sein«, grinste der Blondschopf und lobte die Mannschaft für ihre Moral. »Wir haben uns hinten ins Spiel 'reingekämpft. Wir wollten zeigen, dass wir auch ohne Schiedsrichter gewinnen können. Das haben wir getan«.

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