Von Arndt Wienböker
Bielefeld (WB). Eigentlich wollte Marcel Müller gar kein Handballer werden. Ist er aber, und das ist auch gut so. Gut für ihn und gut für die TSG Altenhagen-Heepen. Im Team des Regionalliga-Aufsteigers sorgt der 27-Jährige Mittelmann für die besonderen Momente.

»Er kann Sachen, die nicht viele können«, sagt TSG-Trainer Helmut Bußmeyer über seinen torgefährlichen Spielgestalter. Dynamik in 1:1-Situationen, unberechenbare Würfe aus der Hüfte und dem Unterarm, das Auge für den Mitspieler: Das alles zeichnet Marcel Müller aus und darum ist er der »Kopf der Mannschaft«.

Diesen Anspruch stellt er auch an sich selbst. »Ich will Verantwortung für das Team übernehmen, in den richtigen Momenten die richtigen Entscheidungen treffen«, sagt der Regisseur, der beim 31:27-Heimsieg gegen Eintracht Hagen mit acht Toren zum Matchwinner avancierte.

Und das, obwohl er kaum laufen konnte. »Ich habe eine Voltaren eingeschmissen und dann ging's los«, sagt Müller. Die Schmerzmittel, die er wegen Entzündungen und Einblutungen im Leistenbereich schlucken musste, will der Präventions-therapeut schon am Samstag beim Auswärtsspiel in Ibbenbüren nicht mehr nehmen. Müller: »Es wird immer besser. Ich hoffe, dass ich jetzt keine Mittelchen mehr brauche.«

In der Partie beim Tabellenschlusslicht peilt die TSG den dritten Sieg im dritten Spiel an. Müller warnt aber vor einem Selbstläufer: »Ibbenbüren wird vielleicht sogar schwieriger als die anderen Spiele, weil wir uns ganz gerne dem Niveau des Gegners anpassen.« Wer da auf der anderen Seite steht, interessiert den 27-Jährigen aber eigentlich gar nicht. »Ich habe keine Angst vor großen Namen und kenne in dieser Liga auch kaum einen. Darum gehe ich einfach raus und mache mein Ding.«

Die Unbekümmertheit, mit der »Marchello« an die Aufgaben herangeht, ist zugleich seine große Stärke, die ihn von der Kreisliga bis in die Regionalliga gebracht hat. Doch damit will sich Müller nicht zufrieden geben: »Ich spiele nicht in dieser Liga, um Fünfter zu werden oder einfach nur drin zu bleiben. Ich will jedes Spiel gewinnen und da ich schon so weit gekommen bin, will ich jetzt auch mit der TSG in die 2. Liga.«

Es muss ja nicht gleich der Durchmarsch sein, aber warum eigentlich nicht? »Wir haben eine sehr eingespielte Mannschaft. Wenn wir das Optimum rausholen, ist alles möglich«, sagt Müller, der seit Jahren mit Claudia Kloss vom HT SF Senne liiert ist.

Dass der Handball einen solchen Stellenwert in seinem Leben einnehmen wird, hätte sich gebürtige Düsseldorfer vor 20 Jahren noch nicht träumen lassen. Damals fing er bei Fortuna Düsseldorf mit dem Handballspielen an, weil es am Wochenende immer Freikarten für die Spiele der Fußballer von Fortuna gab. Aus dieser Zeit stammt auch sein Spitznname »Marchello«. Müller: »Das kommt eigentlich von Marcelinho, weil ich selbst gerne Fußball spiele.«

Doch weil er schon mal angefangen hatte, blieb er dem Handball treu, und bekam später als Beachhandballer auch noch den Spitznamen »Sissi« verpasst. Geblieben ist zudem die Leidenschaft für den Fußball und die Fortuna. »Meine Familie und viele Freunde leben in Düsseldorf. Wenn Arminia gegen Fortuna spielt, will ich auch unbedingt ins Stadion.«

Im Jahr 2000 landete Müller bei Kreisligist Detmold/Hiddesen. »Als Rheinländer ins Lipperland. Das war schon hart«, lacht der 1,86 Meter große Mittelmann, der nach dem Landesliga-Aufstieg mit dem TV Großenmarpe zum TV Verl wechselte. Dort saß er in den ersten Spielen der Saison 2005/2006 nur auf der Bank.

Dann kam der Anruf des damaligen TSG-Trainers Jörg Harke. »Jörg hat mich gefragt, warum ich nicht spiele und ob ich nicht zur TSG wechseln will«, berichtet Müller: »Da setze ich mich doch lieber in der Oberliga als in der Verbandsliga auf die Bank.« Ein schlauer Gedanke, doch nicht zu Ende gedacht. Wenige Tage nach seinem Wechsel nach Bielefeld stand Müller nämlich plötzlich in Ferndorf auf der Platte. Vor 1200

Zuschauern. »1000 mehr, als ich gewohnt war. Das war der Hammer«, erinnert sich der Student, der in einem Jahr seinen Abschluss zum Heilpraktiker machen will. Dann endet auch sein Vertrag bei der TSG. Müller: »Ich unterschreibe immer nur für ein Jahr. Wer weiß, was noch alles kommt.«

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