Von Jörg Manthey
Bielefeld (WB). Seit dem 1. September ist der Kreis Bielefeld-Herford offiziell ausführender Stützpunkt für den Handball-verband Westfalen. Als einmalige Ergänzung zu den OWL - Stützpunkten Minden, Lemgo oder Blomberg kommen am Standort Bünde ausschließlich Torhüter in den Genuss dieser Fördermaßnahme.

In den zurückliegenden drei Jahren hat das Bielefelder Torwartprojekt – auf Kreisebene sind es etwa 26 Schlussleute, die regelmäßig geschult werden – wegen seines Pilotcharakters überregional Aufsehen erregt und Anerkennung auch von höchster Ebene erhalten, dem Innenministierum in Düsseldorf. Um das Netzwerk im Rahmen seiner Dezentralisierungs-maßnahmen zu erweitern und die Leistungssportschiene zu optimieren, hat der Handballverband die Initiatoren Renate Schubert (»Ich bin stolz. Unsere Vorarbeit hat Früchte getragen«) und Kreislehrwart Michael Neuhaus gebeten, solch eine Maßnahme auch für den Bezirk OWL einzurichten. Insgesamt neun Torwarttalente der Jahrgänge 1994 und 1995, die sich bei Sichtungen nachhaltig empfohlen hatten, machen sich derzeit alle zwei Wochen mittwochs nach Bünde auf.

Aus Bielefeld ist ein B-Jugend-Quartett dabei: Bastian Räber (TSG Altenhagen-Heepen), Ferdinand Jünemann (JSG Bielefeld-Süd), David Weinholz (TuS 97 Bielefeld-Jöllenbeck) und als einziges Mädchen Lisa-Marie Papla (Altenhagen-Heepen). Mit Nils Grafen, C-Jugendkeeper des TuS 97, soll demnächst ein 96-er dazustoßen.

Unter fachkundiger Anleitung von Schubert, Neuhaus und/oder Olaf Grintz (TuS 97) lernen sie dort positionsspezifische Trainingsfacetten kennen, die über ihr Kreisauswahl- und Stützpunkttraining nicht optimal abgedeckt sind. »Wir verbessern hier die konditionellen und koordinatorischen Voraussetzungen, ebenso das taktische Profil«, erklärt Renate Schubert. Die frühere Dozentin an der Universität Bielefeld hat die A-Lizenz, ist im DHB-Lehrstab tätig, als Fachbuchautorin bekannt und Torwarttrainerin beim Frauen-Bundesligisten Blomberg-Lippe.

Torwarte, Einzelkämpfer im Team und häufig entscheidend für Sieg oder Niederlage, sind ihre große Leidenschaft. Breite und übergewichtige Leute würden in der Spitze der Vergangenheit angehören, stellt Schubert fest. »Heute sind Torhüter die koordinativ und motorisch am besten ausgebildetsten Spieler«. Würfe aus der Nahdistanz an den Körper mit einer Geschwindigkeit von über 100 km/h seien keine Seltenheit. »Da muss der Torwart stabil sein, sich einen gewissen Muskelpanzer angelegt haben, um nicht frühzeitig Verletzungen davonzutragen. Doch im normalen Vereinstraining wird meist nur geballert. Das bringt keinen weiter. Bis zur A-Jugend werden Torhüter meist körperlich nicht ausgereift trainiert«, sagt sie.

Nicht nur (bilaterale) Ganzkörperkräftigung zur Ausbildung der Rumpf-muskulatur steht auf dem Trainingsplan der jugendlichen Keeper, auch spezielle Übungen zum Wahrnehmungs- und Konzentrationsübungen. Stichworte: Periphere Wahrnehmung, Antizipieren, Handlungsschnelligkeit.

Die Trainingsinhalte werden immer wieder neu verpackt. Durch andere Übungsabläufe kommt Monotonie gar nicht erst auf. Bewegung soll Spaß machen. Renate Schubert ist anspruchsvoll, verlangt konzentrierten und vollen Einsatz. »Haben wir Weihnachten? Guck mal, wie der strahlt. Der soll malochen«, ruft sie dazwischen. Mit zwinkernden Augen.

Lisa-Marie Papla sitzt im Tor, hält sich mit der linken Hand das linke Auge zu und pariert die kleinen, weichen Bälle mit dem rechten Arm. Dann wird das Gesichtsfeld weiter eingeschränkt: Mit der linken Hand das rechte Auge zuhalten, mit rechts parieren. Und umgekehrt. »Schneller. Ich will schnelle Hände sehen. Oberkörper mit rübernehmen«, ruft Schubert.

Der 15-jährigen Westfalenauswahltorhüterin attestiert sie schon jetzt Verbandsliga-, wenn nicht gar Oberliganiveau. Dass Lisa-Marie Papla ihr Metier beherrscht, demonstrierte sie am Wochenende beim 19:15-Auswärtssieg ihrer TSG in Müssen/Billinghausen, als sie 62 Prozent aller Würfe abwehren konnte.

»In zwei Wochen machen wir das Ganze im Stehen. So werden die Übungen noch komplexer«, verabschiedet Renate Schubert die schwitzenden Jugendlichen.

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