1. Herren | Westfalen Blatt (Jörg Manthey) | 04.09.09
Von Jörg Manthey
Bielefeld (WB). Auch wenn sie inzwischen etwas abgeebbt scheint, die Aufstiegseuphorie – zumindest »an der Theke« sei sie unverändert erlebbar, versichert Trainer Helmut Bußmeyer. Den Handballern der TSG Altenhagen-Heepen sollte es tunlichst gelingen, den stark machenden Rückenwind wieder dorthin zu befördern, wo sie ihn dringend brauchen: in die Halle.

Denn mit dem heutigen Tag werden all jene Qualitäten benötigt, die die Mannschaft so souverän zum Oberliga-Dominator gemacht hatten. Ab 20 Uhr geht es in der Olafstraße in Dankersen bei GWD Minden II um die ersten Regionalligapunkte der Serie 2009/10. Die Spielklasse ist wohl neu, des Trainers Weisheiten aber hinlänglich bekannt. »Wir müssen in jedem Spiel nur auf uns gucken. Wer die wenigsten Eigenfehler macht, gewinnt«, philosophiert Helmut Bußmeyer.

Was die TSG manchem Gegner voraus hat, ist eine gewisse Eingespieltheit. Pass- und Laufwege sitzen. Mit Kreisläufer Tobias Fröbel von HL Lemgo II musste lediglich ein Neuer eingebunden werden, und das ist ganz passabel gelungen. »Das muss sich jetzt auch in Stresssituationen bewähren«, ist Bußmeyer nach einer Vorbereitung mit Höhen und Tiefen gespannt auf die Standort- überprüfung in Dankersen. »Wenn wir uns richtig anstrengen, haben wir eine ordentliche Deckung. Und unsere schnelle erste und zweite Phase ist auch nicht zu verachten«, hebt der Pädagoge jene Fertigkeiten hervor, die in den kommenden 30 Partien die Basis des Happyends bilden sollen. »Früher musstest du Vierter werden, um die Play Offs zu kommen. Diesmal reicht Platz neun. Das hört sich doch einfacher an«, schmunzelt Bußmeyer.

In den zurückliegenden beiden Meisterschaftsjahren konnten lediglich der TuS Ferndorf und HSE Hamm den Heeper Dom jeweils ein Mal als Sieger verlassen. Sollte die TSG an diese Quote anknüpfen können, möglichst noch mit begeisternden Leistungen, wäre mehr als die halbe Ernte eingefahren. Denn, so Bußmeyer: »Durchgangsposten gibt's jetzt nicht mehr. Gegner, bei denen wir sagen können, die schlagen wir sowieso, fallen alle weg«. Bedenklich stimmt, dass aktuell zahlreiche Spieler über kleine Wehwehchen klagen. Am Mittwochabend knickte zu allem Übel noch Carsten Kappelt um. Auch, dass der aufgebaute Angriff arg von Henrik Ortmanns Durchsetzungskraft abhängig ist, dürften die Mitbewerber schnell spitz kriegen. Helmut Bußmeyer wünscht sich in der Rückraummitte einen Marcel Müller »in Rückrundenform«. Doch der brauchte zuletzt Schmerz lindernde Mittel, um überhaupt spielen zu können.

Alles weitere müssten jetzt die Spiele zeigen. Wichtig sei, schnell in einen Rhythmus zu kommen. »Die Wahrheit liegt in Dankersen«, formuliert es Bußmeyer, der vor der beweglichen 3:2:1-Deckung der Hausherren Respekt hat. »Da müssen wir einen klaren Kopf bewahren, nicht ohne Not abspielen, keine Risikopässe«.

Das Auftaktprogramm (siehe Kasten unten) birgt Risiken für einen Fehlstart. Der Trainer beugt verbal vor. »Schlechte Phasen dürfen wir uns nicht leisten. Wenn du drei Spiele verlierst, stehst du unten drin. Gewinnst du dann drei auf Reihe, bist du wieder dran. Wichtig ist, dass wir uns nicht verrückt machen lassen«, mahnt er. Und sollte die TSG spätestens mit dem letzten Spieltag am 8. Mai 2010 im Sportpark Bayer Uerdingen ihr offizielles Antrittsziel, einen einstelligen Tabellenplatz, festgezurrt haben, dann wird der Erfolgstrainer ins Grübeln kommen. »Ich muss gucken, ob die dritte Liga was für mich ist. Ich werde schließlich 50«, grinst Helmut Bußmeyer.


Kommentar

Zielerfüllung mit Folgen

Mindestens sechs Mannschaften hinter sich lassen: So lautet nach dem Sprung in die Handball-Regionalliga und angesichts der Strukturrefom das Minimalziel der TSG Altenhagen-Heepen für die Saison 2009/10. Der Ligaverbleib käme dem nächsten Aufstieg gleich. Das Vorhaben, die Drittklassigkeit zu erlangen, klingt nicht verwegen – den Leistungsträgern darf allerdings nichts passieren! Der schmale TSG-Kader ist nicht dafür ausgelegt, verletzungsbedingte Ausfälle vom Kaliber eines Henrik Ortmann oder Marcel Müller gleichwertig zu ersetzen.

Was die TSG sich mit der angestrebten Qualifikation für die 3. Liga »einbrockt«, auch und vor allem für den wirtschaftlichen Sektor, ist nicht absehbar. Die Auswärtsfahrten würden von 2010 an nach Rheinhessen, Rheinland-Pfalz und bis ins Saarland führen. Wieviel Fans sich diesem Aufwand wohl stellen mögen? Um sich im Konzert des professionellen Bundesliga-Unterbaus – dazu noch dauerhaft – potenterer Konkurrenz erwehren zu können, wird Altenhagen-Heepen wohl in andere finanzielle Dimensionen vorstoßen müssen. Ganz abgesehen davon, dass es der ehrenamtlichen Vereinskultur an den Kragen gehen dürfte.

Die TSG rüstet sich für einen folgenreichen Nichtabstieg. Da trifft es sich, dass der Verein in zehn Jahren 2. Liga so manch leidvolle Erfahrung gesammelt hat, die es künftig zu umschiffen gilt. Doch genießen wir erstmal die nun beginnende Serie und halten der TSG die Daumen. Der achte Mann ist aufgerufen, seinen Part beizusteuern: Den Heeper Dom zu einer Festung zu machen!

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